Erst demonstrierten sie gegen die Corona-Massnahmen, jetzt machen sie sich für einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine stark. 2000 bis 3000 Menschen haben sich am Samstag auf dem Bundesplatz in Bern versammelt.
Zur Kundgebung aufgerufen hatten die Kritiker der Corona-Massnahmen von «Mass-Voll», unterstützt wurden sie von mehreren Organisationen. An der Demonstration für den Frieden seien alle willkommen, die ehrlich für den Frieden einträten, betonte «Mass-Voll»-Präsident Nicolas A. Rimoldi.
Die bewilligte Demonstration richte sich «nicht gegen die Ukraine und nicht gegen Russland», hiess es in einem Aufruf. «Wir demonstrieren für die Menschheit und somit für Frieden zwischen allen Völkern.» Dafür brauche es Verhandlungen statt Panzer und Diplomatie statt Sanktionen.
«Mit Jesus Christus ziehen wir in den Frieden»
Vor dem Bundeshaus wurden Schweizerfahnen und Friedensfahnen in den Regenbogenfarben geschwenkt. Auch waren etliche Mass-voll-Fahnen zu sehen. Auf Transparenten wurde etwa für «Dialog, Wahrheit und Frieden» geworben.
«Deeskalation jetzt» war auf einem Schild zu lesen, «Nie Krieg» und «nie impfen» auf zwei weiteren. Eine Frau hielt ein Transparent mit der Aufschrift «Mit Jesus Christus ziehen wir in den Frieden».
Die Polizei überwachte die Lage und ist mit ausreichend Kräften vor Ort. Unter den Demonstrierenden war auch Nationalrat Andreas Glarner (60) von der SVP. Laut ihm braucht es Verhandlungen an einem neutralen Ort. «Die Schweiz hat das verspielt. Länder wie die Türkei, Österreich oder Monaco wären noch möglich», sagte der Politiker am Freitag zu Blick.
Verhandlungen nicht in Sicht
Vor Ort waren zudem die Freiheitstrychler. Nachdem sie bereits während der Münchner Sicherheitskonferenz für Putin demonstriert hatten, nahmen sie nun auch an der Kundgebung in Bern teil.
Mehrere Redner kritisierten die Rolle der Schweiz im Ukraine-Krieg. Der Bundesrat müsse sich auf die Neutralität des Landes besinnen. Gefragt sei «eine Schweiz, die die Stärke hat zu vermitteln und dem Töten ein Ende zu setzen», sagte ein Redner. Zudem müssten die Sanktionen gegen Russland gestoppt werden, hiess es weiter.
Kritisiert wurde auch die klassische Friedensbewegung. Es sei schwer verständlich, dass sich deren Vertreter nicht blicken liessen. Womöglich glaubten sie, man könne Frieden schaffen mit Waffen.
Dass es tatsächlich zu Verhandlungen kommt, erscheint unwahrscheinlich. Russlands Präsident Wladimir Putin (70) hat sein Ziel, die Ukraine zu erobern, noch nicht erreicht. Kiew lehnt Verhandlungen ab, solange sich russische Truppen auf ukrainischem Boden befinden.