Erst ging die Direktorin, dann folgte eine regelrechte Kündigungswelle: 31 Mitarbeiter folgten ihr und verliessen ab Juni 2022 bis jetzt das Berner Regionalgefängnis. Hinzukamen zwei Pensionierungen. Ehemalige Mitarbeitende sprechen von einem «internen Erdbeben», wie der «Bund» berichtet. Kein Wunder: Nach und nach gingen von den rund 60 Angestellten mehr als die Hälfte und quittierten ihren Dienst.
Schuld an dem Kahlschlag soll der neue Gefängnisdirektor sein. Er soll laut ehemaligen Mitarbeitern das Gefängnis mit harter Hand führen. Zuvor war er als Chef der Zuger Sicherheitspolizei tätig.
Wer nicht spurte, kam in den «Bunker»
Nun sollte er im Berner Gefängnis für Ordnung sorgen. Und tatsächlich soll das Arbeitsklima strenger, der Umgang rauer geworden sein – auch gegenüber den Insassen. Wer sich nicht an die Regeln hielt, der wurde bestraft und gleich in den «Bunker» gesteckt. Eine Arrestzelle. Vorher hätten die Justizvollzugsbeamten bei kleineren Vergehen mit den Insassen zu sprechen versucht. Doch unter der neuen Führung hiess es gleich: harte Strafe. Kein Pardon.
«Ich musste Dinge umsetzen, die ich weder als Mitarbeiter noch als Mensch billigen konnte. Das hat mich auf Dauer kaputtgemacht», sagt ein Ex-Gefängniswärter zum «Bund». Die Stimmung sei in der Anstalt zunehmend angespannter und aggressiver geworden. «Es ist himmeltraurig, aber am Schluss hatte ich mit den Gefangenen ein besseres Verhältnis als mit all meinen Chefs.»
«Ich hatte viele schlaflose Nächte»
Eine Belastung für alle. Ein Ex-Angestellter: «Der psychische Druck war riesig. Ich hatte viele schlaflose Nächte deswegen.» Die Folge: eine Kündigung nach der anderen. Um die Lücken zu füllen, seien viele junge und unerfahrene Zivildienstleistende für die Bewachung eingesetzt worden. Das sei einfach nur fahrlässig, wirft ein ehemaliger Gefängniswärter der Leitung vor.
Der Gefängnisdirektor schweigt zu den Vorwürfen. Allerdings wehren sich Manfred Stuber, Chef Geschäftsfeld Haft, Ulrich Anliker, Personalchef, und Olivier Aebischer, Leiter Kommunikation, gegen die Kritik der Ex-Justizvollzugsbeamten. Der neue Direktor habe bestimmt einen anderen Stil als seine Vorgängerin. Er sei aber der Richtige für den Job.
«Fehlende Wertschätzung und zu viel Druck»
Ziel sei eine Reorganisation des Gefängnisses. Der Anlass war ein Ausbruch im Sommer 2020. Ein Insasse konnte entkommen. Darum musste sich etwas ändern, um so etwas für die Zukunft zu verhindern. Dass deswegen mehr Insassen in der Arrestzelle, also im «Bunker» landen, dagegen wehren sich die Verantwortlichen. Das sei einfach nicht wahr.
Fakt ist aber: Es gab viele Kündigungen. Personalchef Anliker dazu: «Als häufigste Gründe wurden fehlende Wertschätzung und zu viel Druck aufgrund der hohen Fluktuation angegeben.» (jmh)