130 Goldbarren, Pelz und Taschen
Berner (76) kassierte Sozialhilfe – aber lebte im Luxus

Ein Berner Unternehmer soll den Staat um Millionen betrogen haben, indem er sich als mittellos ausgab. Bei einer Hausdurchsuchung wurden Luxusgüter entdeckt. Der Prozess läuft, das Urteil folgt am Donnerstag.
Publiziert: 22.10.2024 um 12:39 Uhr
|
Aktualisiert: 22.10.2024 um 13:56 Uhr
1/4
Bei einer Hausdurchsuchung wurden diverse Luxusgüter gefunden, darunter 239 Taschen und Tücher bekannter Marken wie Hermès, Louis Vuitton und Prada, 20 Luxusuhren und 19 Pelze und Pelzmäntel. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Berner Unternehmer täuschte Armut vor, steht jetzt vor Gericht
  • Über 20 Jahre lang zog er dem Staat Geld aus der Tasche
  • Luxusgüter wie 239 Taschen, 20 Uhren und 19 Pelzmäntel gefunden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Christina_Benz_Praktikantin News–Desk_Blick_1-Bearbeitet.jpg
Christina BenzRedaktorin News

16,5 Millionen Franken Schulden, 130 Goldbarren und Luxusgüter en masse – über 20 Jahre hinweg gab der erfolgreiche Berner Unternehmer (76), der ein Personalvermittlungsbüro betrieb, sich als armer Schlucker aus. Und zog dem Bund, dem Kanton und der Stadt Bern Geld aus der Tasche. Jetzt steht er vor Gericht.

Alles begann im Jahr 1999 mit einer für ihn ungerechtfertigten Steuerveranlagung, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Für ihn damals die logische Konsequenz: Steuerrechnungen fortan zu ignorieren. Darauf gab der Mann sich jahrelang als Habenichts aus.

25'000 Franken und die 8,7 Millionen Steuerschulden sind vergessen

Über Jahre hinweg reichte der Berner 42 Pfändungsverlustscheine bei der kantonalen Steuerverwaltung ein. Die diversen erfolglosen Betreibungen wurden nicht weiter abgeklärt und abgeschrieben. Damit aber noch nicht genug: Nach seiner Pensionierung mit 63 Jahren im Jahr 2011 beantragte der Mann Ergänzungsleistungen und später auch Sozialhilfe – beides bekam der angeblich Bedürftige.

Wahrscheinlich würde er heute noch im Luxus leben, wäre ihm nicht seine eigene Gier in die Quere gekommen. Doch der Deal, den er 2015 mit der kantonalen Steuerverwaltung aushandelte, war einfach zu verlockend: Für 25'000 Franken sollte der Rentner seine rund 8,7 Millionen Franken Steuerschulden zurückkaufen können. Die Steuerbehörde willigte ein, weil keine Aussicht bestand, die Steuerschuld je wiederzusehen. Als Beweis seiner Mittellosigkeit dienten die Dokumente der erfolglosen Pfändungen – obwohl der Berner 2006 wegen Pfändungsbetrug verurteilt wurde.

Doch die Steuerverwaltung der Stadt Bern machte dem Deal einen Strich durch die Rechnung und legte ihr Veto ein. Der Berner ging vor Gericht, woraufhin die Behörden den Senior genauer unter die Lupe nahmen. Im Jahr 2022 reichte der Kanton Bern Klage ein.

Er bestreitet die Vorwürfe vor Gericht

Es folgte eine Hausdurchsuchung der Mietwohnung, die der Berner mit seiner Ex-Frau (62) bewohnte. Dabei wurden massenhaft Luxusgüter gefunden: unter anderem 239 Taschen und Foulards bekannter Marken wie Hermès, Louis Vuitton und Prada, 20 Luxusuhren und 19 Pelze und Pelzmäntel. Bankguthaben des Mannes von über einer Million Franken wurde gesperrt. Aus dem Besitz der Ex-Frau wurden Bankguthaben von über 400'000 Franken und drei Autos beschlagnahmt – ein VW-Golf Highline, ein Porsche 911 Turbo und ein Porsche Cayenne Turbo, wie die «Berner Zeitung» schreibt. 

Ermittlungen zeigten auch, dass der Rentner 2020 für 1,6 Millionen Franken 130 Goldbarren à 250 Gramm gekauft habe. In der Zwischenzeit ist der Wert um rund 900'000 Franken gestiegen. Gefunden wurden diese Goldbarren jedoch nicht.

Das Urteil wird am Donnerstag verkündet.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?