So schützt du dich vor Kreditkarten-Betrug
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Tipp vom «Beobachter»-Experten:So schützt du dich vor Kreditkarten-Betrug

Diebe kapern Kreditkarte – Markus Burri schlägt vergebens bei Interdiscount und Post Alarm
«2000 Franken Schaden – weil alle gepennt haben»

Kreditkarten-Debakel mit einer Ikea-Family-Card: Gauner erleichtern Markus Burri (36) mit einem Phishing-Trick um mehrere Tausend Franken.
Publiziert: 05.06.2024 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2024 um 21:12 Uhr
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Die Familie Burri hat die Ikea-Family Karte nur als Kreditkarte erweitert, weil man beim Einkauf beim Möbeldiscounter profitieren kann.
Foto: Beat Michel
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Beat MichelReporter

Der Berner Familienvater Markus Burri (36) wurde abgezockt. Für fast 3500 Franken sind unbekannte Betrüger mit seiner Kreditkarte im Internet auf Shopping-Tour gegangen. Zwar wurde der Betrug bemerkt. Auf dem grössten Teil des Schadens bleibt Burri aber sitzen. Die Cembra Money Bank, welche die Karte betreibt, reagierte aus Burris Sicht nicht kulant und zu langsam. Und auch der Elektronik-Händler Interdiscount, wo die Betrüger eingekauft haben, lehnt jede Haftung ab. «Dass ich jetzt alleine den Schaden tragen muss, ist nicht fair», sagt der betrogene Familienvater beim Gespräch mit Blick in Gutenburg BE. Und: «2000 Franken Schaden – weil alle gepennt haben».

Dass seine Karte missbraucht worden war, erfuhr der Abnahmetechniker am Mittwoch, dem 10. April. Kurz nach 16 Uhr schickte ihm der Kreditkartenherausgeber Cembra eine Textnachricht. Er solle anrufen. Am Telefon erfuhr er von zwei Belastungen über mehrere Tausend Franken. Dabei hatte er die Kreditkarte schon lange nicht mehr benutzt. Die Telefonistin von Cembra sagte, dass ihn die Betrugsabteilung kontaktieren werde. Doch wertvolle Stunden verstreichen, in denen der Betrug vielleicht noch hätte gestoppt werden können.

Es war eine Phishing-Mail

Der Abnahmetechniker erinnerte sich, dass er erst kürzlich eine E-Mail, vermeintlich von Cembra, erhalten hatte. Er wurde darin aufgefordert, seine Daten zu bestätigen, sonst werde das Kreditkartenkonto gelöscht. «Da habe ich den Fehler gemacht, ich habe das Verfalldatum und die Kartenprüfnummer eingetragen», sagt Markus Burri. «Ich bin auf eine Phishing-E-Mail hereingefallen!»

Am Donnerstagmorgen ruft Burri erneut Cembra an. Er erfährt, dass die Transaktion nicht storniert werden kann. Die Frau rät ihm, Interdiscount anzurufen. Vielleicht könne man die Lieferung stoppen. «Hätte die Frau mir das bereits am Vortag gesagt, hätte ich vielleicht eine Chance gehabt», sagt der Berner. Das Unglück nimmt seinen Lauf – denn auch Interdiscount reagiert nicht sofort, als Burri den Betrug meldet. Die Betrugsabteilung ist nicht erreichbar.

Erst am nächsten Tag, es ist bereits Freitag, erreicht er die richtige Stelle beim Elektronik-Händler. Die erste Bestellung über 1149 Franken kann darauf zurückgehalten werden. Doch die zweite Lieferung für 2316 Franken ist schon auf der Post und wird am selben Tag zugestellt. Das hiess, es wäre noch Zeit gewesen, die Lieferung zu stoppen oder sogar die Gauner abzufangen. Doch wieder geht es zu langsam vorwärts. Am Abend erfährt Burri per E-Mail, dass das Paket ausgeliefert worden sei. Sie hätten die Post nicht mehr rechtzeitig erreicht. Die Gauner haben nun teures Gerät, vermutlich ein oder mehre Handys, Burri die hohe Rechnung.

Absurd: Interdiscount will dem Opfer nicht verraten, was die Betrüger auf seine Rechnung bestellt haben!

Interdiscount lehnt Haftung ab

Auch die Polizei hat keine gute Nachricht. «Sie sagten mir, dass es sich bei der Adresse um einen toten Briefkasten handelt und die Chance auf einen Ermittlungserfolg sehr gering sei», erzählt Markus Burri enttäuscht. Und: Interdiscount lehnt jede Haftung ab. Auch eine Anfrage von Blick ändert an der harten Haltung nichts.

Cembra stellt klar, dass es grundsätzlich bei einem Betrugsfall immer in der Verantwortung des Kunden liegt, den Händler für eine Stornierung zu kontaktieren. «Unsere Möglichkeiten als Zahlungsvermittlerin sind hier beschränkt. Cembra hat dies in diesem Fall aus Kulanz gemacht, aber es war bereits zu spät für die Stornierung», sagt Pressesprecherin Rahel Lehmann.

Zu noch mehr Kulanz sei man nicht bereit. «Das wird ein sehr teurer Lehrblätz für mich», sagt Markus Burri. «Ich werde sicher nie mehr auf Phishing hereinfallen.» Immerhin: Ikea spendiert jetzt der Familie ein Trostpflästerchen in Form von einem 500-Franken-Gutschein – auch wenn der Möbelgigant für die Zahlungsabwicklung und die Sicherheit der Karte eigentlich nicht verantwortliche ist.

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