Die Fahne vor dem Pistenfahrzeug-Depot der Aletsch-Bahnen in Fiesch-Kühboden VS hängt auf halbmast. Unmittelbar vor einem der massiven Tore hat sich an Heiligabend ein tragisches Unglück ereignet: Ein Fahrer (22) übersieht beim Rückwärtsfahren aus dem Depot eine Grossmutter (†73), die zusammen mit ihrer Enkelin (2) unmittelbar hinter seinem Heck zu Fuss unterwegs ist (Blick berichtete).
Während die aus dem Kanton Luzern stammende Frau nach dem Zusammenstoss noch auf der Unfallstelle verstirbt, wird das Mädchen mit lebensbedrohlichen Verletzungen in das Inselspital nach Bern geflogen. «Es handelt sich um eine absolut tragische Situation. Das lässt einen nicht kalt, die Bestürzung war und ist noch immer riesengross!», sagt Valentin König (47), CEO der Aletsch-Bahnen.
IG Fiescheralp schiesst nach Todesdrama auf Behörden
Er stehe in engem Kontakt mit den Angehörigen der Verstorbenen, der eigene Fahrer werde psychologisch betreut. Zur möglichen Unfallursache will König keine Stellung beziehen. Er betont lediglich: «Involviert war ein übliches Pistenfahrzeug, wie man es in vielen Skigebieten antrifft.» Ob dieses über eine Rückfahrkamera verfügte, lässt er offen.
Unabhängig davon wird im Bergdorf eifrig darüber gestritten, ob sich der Unfall nicht hätte vermeiden lassen. Denn: Wer zur Kehrichtentsorgungsstelle auf der Fiescheralp gelangen will, ist gezwungen, das Fahrzeugdepot unmittelbar zu passieren. Ein Umstand, den die Interessengemeinschaft Fiescheralp gemäss eigenen Angaben schon seit 2009 bemängelt.
«Auf taube Ohren gestossen!»
«Der IG-Vorstand ist schockiert, weil er das Thema des Zugangs zur Kehrichtsammelstelle wiederholt thematisiert hat und bei Behörden und Bahnen auf taube Ohren gestossen ist», heisst es in einer von Präsident Peter Koch unterzeichneten Medienmitteilung. Lösungsvorschläge, um die für Fussgänger gefährliche Passage zu entschärfen, hätten nicht gefruchtet.
«Leider wurden unsere Eingaben abgeblockt oder, wie im Frühjahr 2021, nicht beantwortet», so die IG. Man ersuche die beteiligten Instanzen nun «mit Nachdruck» darum, alles zu unternehmen, damit sich ein derart schreckliches Unglück nicht wiederholen könne.
Gemeinde wehrt sich gegen Vorwürfe
Bruno Margelisch (56), Gemeindepräsident von Fiesch, steht zusammen mit seinen Kollegen im Gemeinderat urplötzlich im Kreuzfeuer der Kritik. Und wehrt sich gegen die happigen Vorwürfe: «Der IG ging es in der Vergangenheit vor allem um die Distanz von den Ferienchalets bis zur Entsorgungsstelle und das Thema Schneefreiheit», so Margelisch.
Sicherheitsbedenken hätten dabei höchstens am Rande eine Rolle gespielt. Das Statement der IG nehme er daher «betroffen» zur Kenntnis. «Ich denke nicht, dass der Standort der Sammelstelle ein Problem ist. Es handelt sich schlicht um eine Strasse, die von Pistenfahrzeugen, Schneetöffs und Fussgängern gemeinsam benützt wird», sagt Margelisch.
Ohnehin gelte es zunächst, die Erkenntnisse der offiziellen Untersuchungen abzuwarten. Noch ist nämlich unklar, ob die Luzernerin, die seit einigen Jahren in Fiesch eine Ferienwohnung besessen haben soll, mit ihrer Enkelin überhaupt Abfall entsorgen wollte.
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