Die Schweizer Nationalmannschaft hat sich am Montag den Sieg gegen Frankreich hart erkämpft und sich damit für das Viertelfinale qualifiziert. Der Gegner ist Spanien, der Spielort St. Petersburg. Ausgerechnet Russland!
Die Zahl der Neuansteckungen in Russland ist hoch: Seit fast einer Woche werden täglich rund 20'000 neue Fälle verzeichnet. Dass das Land mit steigenden Zahlen zu kämpfen hat, ist nicht zuletzt auch auf die Delta-Variante zurückzuführen.
In einem Interview mit SRF äussert der Epidemiologe Christian Althaus seine Bedenken zum Spiel – und die haben nichts mit der starken Gegnermannschaft zu tun.
Ein EM-Spiel in Sankt Petersburg durchzuführen, sei «nicht ideal», sagt Althaus. Problematischer als hohe Inzidenzwerte und feiernde Fussballfans sei aber etwas anderes, nämlich: «Die Durchmischung der Menschen, die jetzt in Europa hin- und herreisen und wieder in ihre Länder zurückkehren.»
Viele Studien würden zeigen, dass der Reiseverkehr und Tourismus bei der Verbreitung des Coronavirus und der Einschleppung neuer Varianten eine grosse Rolle spielen – und ebendiese Varianten dürfen nicht unterschätzt werden. Denn: «Im Verlauf des Sommers und Herbstes werden noch weitere erwartet.» Das Reisen vieler Fans von Spiel zu Spiel sei deshalb das perfekte Szenario, um neue Varianten erneut in vielen Ländern zu verteilen.
Althaus: «Es gibt auch viele positive Aspekte»
Trotz der drohenden Gefahr gäbe es an der EM aber auch viele positive Aspekte – insbesondere, weil sich die Bevölkerung über die Spiele freue, sagt Althaus weiter. Und: «Letztlich liegt das Durchführen der Spiele in der Verantwortung der Länder und Städte.»
Dennoch findet der Epidemiologe es nicht angebracht, in Russland ein Fussballspiel mit Fans zu erlauben: «Angesichts der ziemlich dramatischen Lage wirkt dies in meinen Augen schon etwas zynisch.»
In Sankt Petersburg liegt die geplante Auslastung des Stadions mit 30'050 Fussballfans bei etwa 50 Prozent, schreibt das globale Sportnetzwerk «ISPO». Vorsichtsvorkehrungen beim Einlass werden so gut wie keine getroffen: Es braucht weder einen Impf- oder Genesungsnachweis noch herrscht eine Testpflicht. Lediglich die Körpertemperatur wird vor dem Eintritt ins Stadion gemessen.
«Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich»
Nach dem am Dienstagabend ausgetragenen EM-Spiel Deutschland gegen England übt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nun scharfe Kritik an der Uefa aus. Auf Twitter schreibt er: «Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.»
Im Londoner Wembley-Stadion hatten 41'973 Fans für ihre Mannschaft mitgefiebert und dabei weder die Abstandsregeln noch die Maskenpflicht eingehalten: «Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert und diese infizieren jetzt wiederum Tausende», heisst es im Post des Politikers.
Kritik für die hohen Zuschauerzahlen erntet die UEFA aber auch von anderen Politikerinnen und Politikern, schreibt das deutsche Nachrichtenportal «RND». Für das Halbfinale wie auch für das Endspiel sollen 60'000 Fussballfans in Wembley-Stadion dürfen. Und das, obwohl die Delta-Variante in Grossbritannien wieder für rund 20'000 Ansteckungen pro Tag sorgt. (une)
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