Kita-Krieg in Basel
Verleumdung, Betrug und eine erfundene Säure-Attacke

Die Betreiberin einer Basler Kindertagesstätte hat mit allen Mitteln versucht, Konkurrentinnen zu zerstören. Zudem erschlich sie sich auf betrügerische Weise zahlreiche Covid-Kredite. Jetzt will die Staatsanwaltschaft die 33-Jährige hinter Gitter bringen.
Publiziert: 10.04.2024 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2024 um 15:26 Uhr
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Die Beschuldigte kommt aus dem Umfeld der Basler Expat-Kita-Gemeinschaft. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Die 33-Jährige gibt sich lammfromm und nichtsahnend. Doch die Anklageschrift macht deutlich, dass es die Frau faustdick hinter den Ohren hat. Die Liste der Vorwürfe gegen die ehemalige Kita-Betreiberin vor dem Basler Strafgericht ist lang: planmässige Verleumdung, Nötigung, versuchte Erpressung, Urkundenfälschung, Betrug und mehr. Meistens in mehrfacher Ausführung.

Häufig hatte es die Frau auf andere Mitglieder der Basler Expat-Kita-Gemeinschaft abgesehen, in der sie sich bewegte. So soll sie immer wieder falsche Gerüchte über ihre Konkurrentinnen in die Welt gesetzt haben, wie die «Basler Zeitung» und die «bz Basel» berichten. Eine ihrer Konkurrentinnen bot ihr demnach trotzdem an, für sie zu arbeiten.

Firmenanteile übernommen, ohne zu bezahlen

Nach einem Monat übernahm die 33-Jährige die Hälfte der Firma. Laut der Konkurrentin geschah dies nicht freiwillig. Bezahlt hat die Beschuldigte die Firmenanteile nie.

Durch Intrigen und mit gefälschten Unterlagen soll es der Beschuldigten schliesslich sogar gelungen sein, die ganze Kita zu übernehmen. Derweil soll sie versucht haben, den Ruf der früheren Inhaberin mit Verleumdungen und Anzeigen zu ruinieren.

Zeuginnen überführten sie der Lüge

Die 33-Jährige versuchte ausserdem, eine zweite Konkurrentin auszuschalten. Gegen diese reichte sie im Verlauf der Zeit über 20 Anzeigen ein. Unter anderem rief sie im Februar 2020 die Polizei an und behauptete, die Frau habe ihr in einer Kita an der Stadthausgasse eine Flüssigkeit über den Arm gegossen, worauf der dieser rot angelaufen sei. Die Polizei musste von einer Säure-Attacke ausgehen und reagierte entsprechend. Doch die Feuerwehr konnte keine gefährlichen Substanzen feststellen.

Trotzdem gab die Beschuldigte ihre Geschichte weiterhin zum Besten und bandagierte sich sogar den Arm ein. Die angebliche Angreiferin wurde schliesslich vorübergehend festgenommen. Mehrere Zeuginnen konnten allerdings später bestätigen, dass diese sich zur Tatzeit gar nicht am Tatort, sondern an ihrem Arbeitsplatz in einer anderen Kita befunden hatte.

«Es ging darum, beiden maximal zu schaden»

Der Verteidiger nimmt die Beschuldigte vor Gericht in Schutz: «Meine Mandantin ist keine Juristin, sie kann nicht gut Deutsch. Sie ist auch eine recht chaotische Person, die leicht Sachen durcheinanderbringt.» Für die Anklage hingegen ist klar: «Es ging darum, beiden Frauen maximal zu schaden», sagt die Staatsanwältin.

Dass die Angeklagte genau wusste, was sie tat, legt auch der Umstand nahe, dass sie während der Covid-19-Pandemie innerhalb weniger Tage bei verschiedenen Banken insgesamt sieben Covid-Kredite für verschiedene Unternehmen beantragte und auch erhielt. Die Frau soll dabei falsche Angaben gemacht haben. Eigentlich hätte ihr nur ein Kredit zugestanden. So kassierte sie rund 180'000 statt 28'000 Franken.

Über drei Jahre Gefängnis?

Im Januar 2023 wurde die Angeklagte ausserdem beim Betrieb eines illegalen Kindergartens in Allschwil BL erwischt. Der Laden wurde behördlich geschlossen. Trotzdem soll sie danach von einem Paar noch eine Vorauszahlung von rund 8000 Franken kassiert haben.

Die Staatsanwaltschaft fordert eine unbedingte Gefängnisstrafe von drei Jahren und drei Monaten für die Ex-Kita-Betreiberin. Der Verteidiger hat seine Forderung noch nicht bekannt gegeben. Der Prozess musste am Dienstag aus Zeitgründen unterbrochen werden. Das Urteil wird am Freitag erwartet. (noo)

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