Jeweils am 9. Mai fahren die russischen Streitkräfte anlässlich der Feierlichkeiten zum Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland die ganz grossen Geschütze auf. So auch dieses Jahr, wo die pompöse Militärparade bereits zum 79. Mal stattfindet.
Doch nicht nur in Russland selber wird an jenem Tag gefeiert. Auch in der Schweiz findet jeweils am 9. Mai ein Gedenktag statt, der von der russischen Botschaft in der Schweiz zusammen mit Vertretern anderer postsowjetischer Staaten auf dem Friedhof Hörnli in Riehen BS organisiert wird. Dort steht seit vielen Jahrzehnten ein Ehrengrab, das an gefallene sowjetische Soldaten erinnert und von der russischen Botschaft betreut wird.
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Zeremonie seit Ukraine-Krieg in der Kritik
Über Jahre verlief dieses Ereignis, bei dem jeweils auch der russische Botschafter anwesend ist, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges im Februar 2022 hat der Anlass jedoch eine neue Dimension erhalten und steht seither als russische Propaganda-Show in der Kritik. Die beiden vergangenen Zeremonien wurden wenig überraschend von medialen und politischen Kontroversen begleitet.
Nichtsdestotrotz haben sich auch dieses Jahr zahlreiche Menschen auf dem Friedhof Hörnli eingefunden, die der gefallenen Soldaten gedenken wollten. Zwischen 250 und 300 Personen etwa, die zum Teil auch aus dem grenznahen Ausland angereist waren.
Ebenfalls anwesend waren Mitglieder des russisch-nationalistischen Motorradclubs der Nachtwölfe. Wie viele andere Anwesenden legten auch sie einen Kranz vor dem Ehrengrab nieder. Auch die Basler Polizei war mit mehreren Einsatzkräften vor Ort, um die Sicherheit des Anlasses und des Botschaftspersonals zu gewährleisten.
Gemäss Brigitte Vogel, Mediensprecherin bei der Kantonspolizei Basel-Stadt, sei die Zeremonie ruhig verlaufen. «Es ist alles abgelaufen wie geplant», sagt sie gegenüber Blick. Es habe auch keine Protestaktionen oder Ähnliches gegeben. «Der Anlass ist mittlerweile fertig und die abgesperrte Zone rund um die Grabstätte ist wieder offen», so Vogel. Wie viele Einsatzkräfte vor Ort im Einsatz waren, will die Polizei nicht kommentieren.
Botschaft bestand auf Durchführung
Auch wenn der Anlass bereits seit Jahrzehnten stattfindet, ist er dem Basler Regierungsrat spätestens seit zwei Jahren ein Dorn im Auge. Im vergangenen Jahr intervenierte die Regierung schliesslich bei der russischen Botschaft und erbat wegen des Ukraine-Kriegs um eine Absage der Zeremonie. Diese bestand jedoch darauf, den Anlass durchführen zu können.
Auch wenn die Basler Regierung von einem Verbot des Anlasses absah, so legte sie der russischen Botschaft dennoch strenge Vorschriften auf. So ist etwa jeglicher Bezug zum Ukraine-Krieg untersagt.