Baselbieter hatte eigene Wetterstation im Garten
Übereifriger BVB-Kader richtet sich Schaltzentrale ein

Ein Kader-Mitarbeiter der Basler Verkehrsbetriebe hortete bei sich zu Hause einen kompletten Gerätepark. So konnte er rund um die Uhr arbeiten. Jetzt landete der schräge Fall vor Gericht.
Publiziert: 10.02.2023 um 13:05 Uhr
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Vor dem Basler Strafgericht wurde ein aufsehenerregender Fall verhandelt.
Foto: Keystone

Sein Arbeitsethos wurde sogar seinem Vorgesetzten unheimlich – so unheimlich, dass sie die Polizei einschalteten. Die entdeckte bei einer Hausdurchsuchung bei einem Abteilungsleiter (53) der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) dann einen kompletten Gerätepark – darunter Schneefräse, Gabelstapler und gar ein Traktor des Arbeitgebers.

Der Abteilungsleiter wollte das Zeug aber nicht etwa verhökern. Er hatte das Gerät entwendet, um auch von zu Hause aus jederzeit – auch mitten in der Nacht – zu Einsätzen ausrücken zu können. Selbst eine Wetterstation hatte sich der Mann aufgebaut, um jederzeit darüber informiert zu sein, ob und wo seine «Hilfe» benötigt wurde.

Nun musste sich der Mann dafür vor dem Basler Strafgericht verantworten – und war sich keiner Schuld bewusst: «Ich hatte nie das Gefühl, dass ich etwas Unrechtes gemacht habe.»

Schon früher wurde in Mitarbeitergesprächen festgestellt, dass der Mann äusserst engagiert war und sogar oftmals seine Freizeit für den Job geopfert hatte. So habe er ständig gearbeitet und sei auch manchmal in der Nacht aufgestanden, um die eigene Wetterstation im Garten zu überprüfen, wie die «Basler Zeitung» berichtet. Die Vorgesetzten des Baselbieters hatten zudem festgestellt, dass er unfähig sei, Aufgaben zu delegieren, und immer alles selber machen wollte – sogar in den Ferien.

Keine kriminelle Energie

Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage wegen Diebstahls erhoben und eine bedingte Freiheitsstrafe von einem Jahr gefordert. Da es sich dabei aber um ein arbeitsrechtliches und kein strafrechtliches Problem handelte, wurde der Mann freigesprochen. Er habe zwar Geräte mit nach Hause gekommen, um zu arbeiten, es sei aber keine Bereicherungsabsicht dahinter gestanden.

So lässt sich die Handlung nicht als Diebstahl qualifizieren, begründete Gerichtspräsident Dominik Kiener. Man könne ihm zwar deswegen kündigen, es stecke aber keine kriminelle Energie hinter seinem Verhalten.

«Schräg, aber die Wahrheit»

Der Gerichtspräsident erkannte ebenfalls die Absurdität des Falles, der bei ihm auf dem Tisch lag, und fasste zusammen: «Sie betrieben eine Einsatzzentrale für die BVB im eigenen Haus. Das tönt schräg, ist aber wohl die Wahrheit.»

Der leidenschaftliche Mitarbeiter erklärte mit Bezug auf die Farbe der Basler Trams: «In meinen Adern floss grünes Blut.» Er habe sich nie bereichern wollen und sei aus allen Wolken gefallen, als er mit den Vorwürfen konfrontiert wurde.

Zu seinem Bedauern hat der Mann keine Zukunft mehr bei den BVB. Schweren Herzens hat er selbst gekündigt und nun nach einigen Anlaufschwierigkeiten wieder eine neue Stelle gefunden. Wo er hoffentlich eine bessere Work-Life-Balance betreibt. (ene)

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