Am Bahnhof Bergün GR kommt ein Transporter nach dem anderen an. Schnell werden Dutzende Palette ausgeladen. Am Samstagmorgen in der Früh muss alles bereit sein für den Weltrekordversuch der Rhätischen Bahn (RhB) – und für Tausende Gäste. Die Bündner wirken trotz viel Arbeit entspannt und machen Witze. Stefania Daniele (31), Leiterin Verkaufsstelle Nord, ist mittendrin und greift auch mal selber zum Palettenroller. Sie sagt: «Wir sind gut unterwegs. Wir haben bereits im Mai mit der Planung begonnen. Wir sind morgen bereit.»
Sie und ihre Crew sind verantwortlich für den Transport der über 3000 Besucher mit Festivalpass von Chur bis zum Festgelände in Bergün. Es fahren am Samstag 65 Extrazüge zum Fest. Damit es auf den Perrons kein Chaos gibt, mussten sich die Besucher online eine Abfahrtszeit buchen. Das Gleiche gilt für die Rückreise ins Tal.
Für die Vorbereitung des grossen Eisenbahnfests zum 175-Jahr-Jubiläum der Schweizer Bahnen haben sich auch die Verkaufsmitarbeiter ins Zeug gelegt, die sonst am Schalter arbeiten. Chefin Daniele sagt: «Sie haben Arbeitszeit dafür gutgeschrieben bekommen oder haben viel nebenbei geholfen. Es ist ein toller Anlass. Es macht echt Spass!»
Strahlende Gesichter schon am Freitag
Als am Freitag kurz nach 14 Uhr eine Zugkomposition zum Test der Live-Übertragung von Preda GR ins Tal fährt, hat es entlang der Zugstrecke bereits viele Zuschauer. Sie halten ihre Kameras bereit, strahlen über das ganze Gesicht. Die Freude der Eisenbahnfans ist von weitem zu sehen.
Das Ehepaar Klaus Rudolf (73) und Sylvia Verdier-Rudolf (71) ist wegen des Rekordversuchs bereits am Donnerstag von München (D) an die Albulastrecke angereist. «Wir lieben die Glacier-Strecke und ganz speziell den Albulapass», sagt die pensionierte Lehrerin. «Wir haben die Strecke schon vor 20 Jahren entdeckt. Wir kommen immer wieder. Und bei so einem Anlass müssen wir natürlich dabei sein», sagt der pensionierte IT-Unternehmensberater. «Wir fiebern mit den Bähnlern mit. Wir hoffen, alles klappt wie geplant!»
Erste Messung von Guinness
Bereits einen ersten Augenschein eines Teils des Rekordzugs genommen hat die Guinness-Rekordrichterin Seyeda Subasi. Sie ist extra aus der Türkei in die Schweiz geflogen. Subasi erklärt: «Wir haben schon mal einen der Capricorn-Triebzüge vermessen. Sobald dann alle 25 an mir vorbeigefahren sind, weiss ich die Länge. Zusätzlich muss die Spur des Zuges die 1,4 Meter unterschreiten.»
Am Freitagabend leeren sich die Strassen und Plätze an der Albulastrecke langsam. Das Festzelt mit dem riesigen Monitor für die exklusive Live-Übertragung von Blick TV steht bereit, die Abschrankungen und Absperrungen warten auf ihren Einsatz. RhB-Direktor Renato Fasciati (47) und Gesamtprojektleiter Martin Moser (30) nehmen vor dem Eindunkeln noch einen Augenschein von den Vorbereitungen beim Bahnhof Bergün. Moser sagt zu Blick: «Ich werde gut schlafen können. Das gibt eine Supersache! Die letzte Generalprobe ist gut verlaufen. Wir sind sehr zuversichtlich.»