Auf einen Blick
- Post schliesst bis 2028 170 Filialen
- Agenturen statt Filialen: Post spart durch Umwandlung viel Geld
- Agentur in Salgesch erzielt 25'000 bis 30'000 Franken Umsatz jährlich
- Das rechnet sich kaum
Der Aderlass bei den Filialen der Post geht weiter. Sie will bis 2028 170 Poststellen schliessen und in «Partnerfilialen» umwandeln. Sprich: Der Pöstler wird zum Nebenjob, die Post wird beim Bäcker, Dorfladen oder bei der Tankstelle einquartiert. «Agenturen statt Filialen» lautet seit Jahren das Motto des gelben Riesen.
Das oberste Ziel der Post lautet dabei: Sparen! 30 Millionen Franken soll der aktuelle Abbau der Filialen bringen.
Es braucht Idealismus
Dieses Sparziel kann die Post erreichen, weil sie die Nachfolgelösung mit den Agenturen in Läden oder Tankstellen sehr kostengünstig hält. Felix Bischofberger (56), Geschäftsführer des Postagenturverbands, betreibt in Altenrhein SG selbst eine Agentur. Er sagt: «Das Betreiben einer Agentur ist nur als Zusatzgeschäft gedacht.»
Heisst: Die Entschädigungen, die die Post für den Betrieb zahlt, sind tief angesetzt. «Die Post spart durch die Umwandlung in Agenturen sehr viel Geld», sagt Bischofberger. «Um eine Postagentur zu betreiben, braucht es deshalb Idealismus.»
Ein Umsatz von knapp 30'000 Franken
Das betrifft vor allem die «kleineren» Agenturen, also jene, die nicht so häufig frequentiert werden. Wie die im Dorflädeli von Salgesch VS. Das Dorf an der Sprachgrenze zwischen Ober- und Mittelwallis hat etwa 1600 Einwohner und seit vier Jahren eine Agentur. Entsprechend überschaubar sind die Frequenzen bei der Postagentur im Lädeli, das von einer Konsumgenossenschaft betrieben wird.
Mehr zu den Sparplänen der Post
Harald Glenz (57), der Vizepräsident der Konsumgenossenschaft, erklärt: «Je kleiner die Agentur ist, desto weniger Fixvergütungen gibt es von der Post.» Im Fall der Agentur in Salgesch sind das gerade einmal 4000 Franken pro Jahr. Dazu kommen dann noch die Vergütungen pro abgewickeltem Postgeschäft. Macht jemand zum Beispiel eine Einzahlung, so gibt es von der Post 1.60 Franken.
Glenz sagt: «So kommen wir in Salgesch auf einen Umsatz von 25'000 bis 30'000 Franken pro Jahr.» Um das zu erreichen, muss die Agentur an sechs Tagen in der Woche geöffnet sein.
Zu wenig zum Leben, zu wichtig zum Sterben
Glenz ist unzufrieden mit der Höhe der Vergütung, auch wenn diese im Januar um rund 8 Prozent angehoben wurde. «Wenn man bedenkt, was die Post mit der Schliessung der Filiale hier im Dorf eingespart hat, ist unsere Entschädigung für die Agentur ein Witz», sagt er. Nur schon die eingesparten Post-Löhne seien ein Vielfaches dessen, was für die neue Agentur bezahlt werde. Glenz fordert, dass die Vergütungen deutlich angehoben werden. «Über alles gerechnet, legen wir fast noch Geld drauf», sagt er.
Wie viel die Post mit einer Agentur im Verhältnis zu einer eigenen Filiale einspart, kommuniziert der gelbe Riese nicht. «Diese Angaben unterliegen dem Geschäftsgeheimnis», schreibt Post-Mediensprecherin Silvana Grellmann auf Anfrage von Blick.
Trotz Unzufriedenheit will die Konsumgenossenschaft Salgesch die Agentur aber auch nicht aufgeben. «Wir denken auch an die Attraktivität und den Service für das Dorf», sagt Harald Glenz, der ebenfalls Burgerpräsident von Salgesch ist. «Die Agentur bringt zwar zu wenig zum Leben, sie ist aber für das Dorf zu wichtig zum Sterben.»