Am vergangenen Sonntag krachten Teile der Tunneldecke im Gotthard runter. Zufällig war die Durchfahrt wegen eines Pannenfahrzeugs versperrt – wodurch Verletzte verhindert werden konnten. Doch wieso fielen Teile der Decke auf die Fahrbahn? Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, könnte der Grund für den Schaden der Bau der zweiten Gotthard-Röhre gewesen sein.
Das Bundesamt für Strassen (Astra) geht von einem «seismischen Ereignis» aus – also eine Art lokales Erdbeben. Der schweizerische Erdbebendienst der ETH Zürich zeichnete dieses am Sonntagnachmittag um etwa 16.10 Uhr auf. Wie genau diese «Spannungsumlagerungen», wie das Astra sie nennt, ausgelöst wurden, sei Teil der Ermittlungen. Doch: Bis die Frage geklärt ist, werden die Arbeiten an der zweiten Gotthard-Röhre unterbrochen.
Mehr zum Gotthard-Tunnel
«Solche Spannungsumlagerungen können ein natürliches Ereignis sein. Aber auch Bauarbeiten im Berg können diese verursachen», sagt der Geologe Hans Rudolf Keusen zur «SonntagsZeitung». Je nachdem wie das Gestein aufgebaut ist, können durch die Sprengung auch kleine lokale Beben ausgelöst werden. «Es ist denkbar, dass diese Bauarbeiten das seismische Ereignis ausgelöst und damit auch die Beschädigung an der Decke verursacht haben», schätzt Keusen die Lage ein.
Beben durch Sprengung ausgelöst?
Die zweite Röhre wird nicht weit von der Stelle ausgebrochen, wo die Tunneldecke abfiel. Die Sprengungen für die zweite Röhre sind bereits in vollem Gange. Und: Die Baustelle trennen von der alten Röhre gerade einmal 30 bis 40 Meter.
Bevor ein solches Projekt, wie die zweite Gotthard-Röhre, gestartet wird, werden Risiken berechnet. Keusen sagt: «Es ist schwierig, anhand von vereinfachten Modellen genau vorauszusagen, wie sich ein geologisch so komplexes Gebirge wie das Gotthardmassiv verhält.»
Seit Freitagabend ist der Gotthardtunnel wieder offen. Doch das Projekt der zweiten Röhre liegt vorerst auf Eis. Die zweite Röhre soll den Verkehr entlasten. Ausserdem, soll so die erste Röhre renoviert werden können. Die zweite Gotthard-Röhre soll auch weiterhin im Jahr 2029 in Betrieb genommen werden, versichert der Bund. (jwg)