Letzte Woche musste der Gotthard-Tunnel aufgrund von Rissen in der Tunneldecke notfallmässig gesperrt werden. Dann kam heraus: Schon seit über zehn Jahren wird der Tunnel ins Tessin als sanierungsbedürftig angesehen! Und nicht nur das: Der Gotthard-Tunnel ist nicht der einzige Tunnel, der saniert werden sollte. Mindestens sechs weitere Tunnels befinden sich in kritischem Zustand.
Bald soll ein neuer Bericht des Bundesamts für Strassen (Astra) Klarheit über den Zustand der Schweizer Tunnels schaffen. Auf Anfrage von Blick gibt ein Sprecher des Amts bereits jetzt einen Einblick in die neuesten Zahlen. Eine Übersicht.
Fünf Zustandsklassen für Schweizer Tunnel
Astra-Sprecher Thomas Rohrbach erklärt, dass die Tunnels in der Schweiz in fünf Zustandsklassen eingeteilt werden: Die erste und zweite Klasse erfordern keine besonderen Massnahmen. Die dritte Klasse weist «mittelschwere Schäden» auf und müssen nicht sofort saniert werden. Zu Mängeln, die in der dritten Klasse beanstandet werden, gehören laut Rohrbach beispielsweise mangelhafte Lichter oder Signalisation im Tunnel.
Tunnel der vierten Klasse haben grosse Schäden – ohne, dass die Tragfähigkeit der Tunnel beeinflusst ist, so Rohrbach. Sie müssen mittelfristig saniert werden. Entsprechende Massnahmen seien bereits in der Vorbereitung.
«98 Prozent der Tunnel unseres Nationalstrassennetzes zählen zu den Klassen eins bis drei», entschärft Rohrbach. Lediglich sechs der Schweizer Tunnel gehöre der vierten Klasse an. Zur Klasse fünf («alarmierend») gehöre kein einziger Tunnel in der Schweiz. Keinem Tunnel droht die Schliessung aufgrund des baulichen Zustandes.
Diese Tunnel müssen saniert werden
Der Gotthard-Tunnel gehört laut Astra-Beurteilung in die Kategorie 3, allerdings sei der Riss in der Tunneldecke nicht auf die mangelhafte Bausubstanz, sondern auf Spannungen im Gebirge zurückzuführen. Saniert werden muss er trotzdem – zu gegebener Zeit.
Zur vierten Kategorie gehören folgende Tunnel: der Belchen-Tunnel auf der A2 in den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn, der Schwarzwaldtunnel auf der A2 im Kanton Basel-Stadt und der Flonzaleytunnel auf der A9 im Kanton Waadt. Die drei anderen sind alle auf der Julierstrasse (N29): Solis, Passmal und Crap Ses. Sie werden mittelfristig saniert. Bis dahin werden sie intensiv überwacht.
So viel kostet die Sanierung
Damit die Schweizer Strassen und Tunnels auch in Zukunft einwandfrei benutzt und betrieben werden können, hat das Astra für die kommenden vier Jahre rund 8,8 Milliarden Franken eingeplant. Erste Priorität haben Beleuchtung und Signalisation von Fluchtwegen. «Die Anpassung von Lüftungen und der Bau von Sicherheitsstollen stellen aufwendige Anpassungen dar, welche ein eigenes grosses Bauprojekt je Tunnel darstellen», erläutert Rohrbach die Aufteilung.
Diese ersten Massnahmen seien Teil des Teilprogramms «Tunnelsicherheit bezüglich Selbstrettung» (Tusi). Heute erfüllen über 90 Prozent aller Schweizer Tunnel diese Vorgaben bereits. Doch noch immer sind 44 Massnahmen zur Erfüllung der aktuellen Normen und Richtlinien ausstehend. Davon befinden sich 10 in Ausführung (Baustelle oder Submissionsphase) und 34 in der Projektphase. Die prognostizierten Gesamtkosten für die Umsetzung der Tusi-Massnahmen betragen rund 1,9 Milliarden Franken.
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