Antikörper wirken auch gegen Mutationen
Tessiner Forschungsinstitut entwickelt Corona-Therapie

Dem Institut für biomedizinische Forschung (IRB) in Bellinzona ist es in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Wissenschaftlern gelungen, ein Antikörper gegen Corona-Varianten zu finden.
Publiziert: 21.04.2021 um 18:47 Uhr
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Klein, aber fein: Das Institut biomedizinischer Forschung (IRB) in Bellinzona TI sorgt mit der Entwicklung von einem Antikörper gegen Corona-Varianten für eine Sensation.
Foto: zVg
Myrte Müller

Donald Trump (74) machte es vor. Der Ex-US-Präsident infizierte sich mit Corona. Er war betagt und übergewichtig. Dennoch: Nach einer Woche im Spital galt der Mann als genesen. Das Geheimnis: ein Super-Antikörper-Cocktail. Das Wundermittel gegen das Virus muss nicht nur aus den USA kommen.

Das Institut für biomedizinische Forschung (IRB) in Bellinzona hat einen ebenso wirksamen Antikörper gegen Corona im Labor herstellen können. Er bietet sogar den tückischen Varianten die Stirn. Zum Konsortium, das diese hocheffektive Immuntherapie entwickelte, gehören auch das San Matteo Hospital in Pavia, die Universität Braunschweig in Deutschland und das Karolinska-Institut in Schweden.

Antikörper künstlich im Labor hergestellt

Wie genau das Tessiner Forschungsteam zum Antikörper kommt, erklärt Laborleiter Luca Varani gegenüber Swissinfo. «Wir suchen bei geheilten Corona-Patienten nur die besten Antikörper, das heisst, diejenigen, die bereits nachgewiesen haben, dass sie das Virus besiegen können. Anschliessend stellen wir diese künstlich her und verabreichen sie als Medikament. Der Vorteil ist, dass wir sie unbegrenzt produzieren können!»

Damit die Therapie auch wirkt, würde ein Cocktail aus zwei oder drei Antikörpern entwickelt oder Antikörper erzeugt, die als bispezifisch bezeichnet werden. Letztere blieben auch bei Mutationen wirksam und gehören zu den Spezialitäten der Forschungsgruppe des IRB, sagt Luca Varani weiter.

Notfallzulassung vielleicht noch in diesem Jahr

Ein weiterer interessanter Aspekt sei, dass die erhaltenen Resultate auch für die Entwicklung eines Impfstoffs verwendet werden könnten. Zudem zeigt die Studie, über die nun auch die Fachzeitschrift «Nature Communications» berichtete, wie sich in Zukunft Wirkstoffe gegen bisher unbekannte, neu auftretende Viren sehr schnell produzieren lassen.

Im März 2021 erteilte das deutsche Paul-Ehrlich Institut (PEI) für den Antikörperwirkstoff die Zulassung zur klinischen Phase. Seit April wird nun an Patienten mit mittelschweren bis schwerem Corona-Erkrankung getestet. Eine Notfallzulassung könnte, zumindest in Deutschland, noch in diesem Jahr möglich werden.


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