In der Schweiz sind bislang zwei Corona-Impfstoffe zugelassen: die Vakzine von Pfizer/Biontech sowie Moderna. Weitere Impfmittel werden geprüft, weltweit sind mehr als ein Dutzend Impfstoffe im Einsatz - darunter auch in China und Russland entwickelte.
Auch ist der Anteil der Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, seit der ersten Pandemie-Welle deutlich gesunken. In dem Jahr seit der ersten Welle hat sich vieles verbessert, was eine im Fachjournal «The Lancet Respiratory Medicine» veröffentlichte deutsche Studie belegt.
Bei der Suche nach einem wirksamen Medikament gegen die neuartige Lungenseuche tappen Forscher allerdings noch immer im Dunkeln. In Labors rund um den Erdball wird auf Hochtouren an Arzneimitteln geforscht. Dabei musste auch der Schweizer Pharmariese Novartis Ende 2020 einen weiteren Rückschlag beim Versuch eingestehen, Medikamente zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie zu entwickeln: Ziele wurden in einer Studie nicht erreicht, wie die «Handelszeitung» berichtete. Der lizenzierte Wirkstoff Ruxolitinib wirkte nicht wie erwartet nicht gegen Covid.
«Wir werden nichts finden»
Vielerorts rollt die dritte Welle über Volkswirtschaften. Während Impfstoffe in Rekordzeit entwickelt und zugelassen werden, haben Ärzte noch immer keine wirksamen Medikamente zur Behandlung von Corona-Patienten. Dies, obwohl weltweit Milliardensummen in die Erforschung von Arzneimitteln gegen Corona investiert werden.
Dass je ein rundum wirksames Heilmittel gegen Covid-19 gefunden werde, das sei unwahrscheinlich, sagt der deutsche Intensiv- und Notfallmediziner Stefan Kluge zu Ntv. gilt als unwahrscheinlich: «Wir werden nichts finden, was die derzeitige Sterblichkeit von 20 bis 30 Prozent auf der Intensivstation auf 0 Prozent reduziert.» Damit ist es bei Covid wie bei der Grippe und anderen Viruskrankheiten: Bis heute gibt es keine direkten Heilmittel. Auch bei anderen respiratorischen Viren stehen nur bedingt wirksame Therapie-Optionen zur Verfügung.
Wissenschaftlichen Publikationen zufolge werden derzeit rund 400 Substanzen auf ihre Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 untersucht. In der Forschung ist bereits von gewisser Ernüchterung die Rede, dass nach wie vor keine Arzneien positiv bei Covid-Behandlungen ansprechen.
Hoffnungsträger und Flops
Inzwischen scheinen auch Hoffnungen bei synthetisch hergestellten Antikörpern gedämpft. In Studien werden Bamlanivimab sowie REGN-COV2 verabreicht, das auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump (74) bekommen hatte. Doch die Studienlage ist ernüchternd. In den USA heisst es mittlerweile, dass Bamlanivimab als alleiniger Antikörper nicht mehr eingesetzt werden soll, weil er gegen viele Corona-Varianten nicht helfe.
Auch sogenannte antivirale Substanzen werden untersucht. Bei Klinik-Patienten wird oftmals Dexamethason eingesetzt, ein sogenanntes Kortikoid, das die bei Covid-19 häufig auftretende überschiessende Immunreaktion bremsen soll.
Auch andere entzündungshemmende Medikamente sowie der bisher gegen rheumatische Arthritis eingesetzte Wirkstoff Tocilizumab werden eingesetzt. Auch erwiesene Arzneien, die je nach Krankheitsverlauf vor bestimmten Komplikationen schützen, finden Anwendung: darunter Blutverdünner, denn das Coronavirus erhöht die Gefahr von Thrombosen, Infarkten und Schlaganfällen.
Auch Trumps «Wunderwaffe» wirkt nicht
Um zusätzliche bakterielle Infektionen zu verhindern, werden häufig auch Antibiotika verabreicht. Gegen den Covid-Erreger sind die hingegen wirkungslos. Trotzdem hat die Pandemie weltweit zu einem rasant angestiegenen Antiobiotika-Verbrauch geführt - was unter anderem zu weiteren Resistenzen führt. «Antibiotika haben bei Covid-19 primär nichts zu suchen», so Notmediziner Kluge.
Weiter wird sogenanntes Rekonvaleszentenplasma noch immer erprobt - aus dem Blut von Genesenen gewonnene Antikörper, dessen Wirkung mit dem synthetischer Antikörper vergleichbar ist. Die Serumtherapie, die schon während der Spanischen Grippe zum Einsatz kam, erlebte in der Corona-Pandemie ein Revival in China und den USA. Doch nach wie vor fehlen Wirkbelege.
Auch die Zulassung von Remdesivir, das ursprünglich gegen das Ebola-Virus entwickelt worden war, wird nicht länger als Meilenstein gefeiert. Trump hatte dieses zu Beginn der Pandemie als Wunderwaffe und «Geschenk Gottes» gepriesen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA zog die Notfallzulassung jedoch schon nach ein paar Wochen wieder zurück. (kes)