Slobodan Stojkovs Heimat gehört zu den Risikoländern
«Zehn Tage Quarantäne können wir uns nicht leisten»

Die Quarantäne-Verfügung des Bundes hat Slobodan Stojkov (59) und seine Frau überrascht. Ihre Heimat in Nordmazedonien ist auf einmal Risikogebiet.
Publiziert: 05.07.2020 um 08:21 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2020 um 10:40 Uhr
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Aufgrund der Verschärfung der Corona-Situation sah sich der Bundesrat diese Woche zu kurzfristigen Massnahmen gezwungen.
Foto: keystone-sda.ch
Valentin Rubin

In der Schweiz schnellen die Fallzahlen wieder in die Höhe, die Rede ist von importierten Fällen. Ist das nun die zweite Welle? Kommt sie aus Serbien?

Jedenfalls sah sich der Bundesrat gezwungen, die Reissleine zu ziehen. Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, Quarantäne für Reisende aus Risikogebieten. Und das kurz vor den Sommerferien!

Ferien und Familienbesuche nicht möglich

Schweizer mit Wurzeln im Ausland reagierten schockiert auf die Nachrichten aus Bern: 29 Länder stehen auf der Risikoliste – darunter Serbien, Nordmazedonien und der Kosovo. In der Schweiz leben weit über 300'000 Menschen aus den drei Ländern, etwa drei bis vier Prozent der Gesamtbevölkerung. Für viele von ihnen sind die Ferien nun geplatzt, auch kürzere Geschäftsreisen und Familienbesuche fallen ins Wasser.

Denn die wenigsten können es sich leisten, bei der Rückkehr die vorgeschriebenen zehn Tage in Quarantäne zu verharren.

Eigentlich wäre Slobodan Stojkov jetzt unterwegs zu seiner Familie in Kocani im östlichen Nordmazedonien. «Mein jüngerer Bruder starb vor genau einem Jahr», erzählt der 59-Jährige. «An seinem Todestag sollte ich eigentlich zur Familie zurück, als moralische ­Unterstützung.»

Mit Buchung gewartet

Es ist eine schwierige Zeit für den Waren- und Lebensmittelhändler aus Goldau SZ. Er wäre mit seiner Frau per Flugzeug nach Nordmazedonien gereist. Lange hatten sie damit gewartet, den Flug zu ­buchen. Die Lage sei ja in der Tat unsicher gewesen.

Gegen die Reise entschieden sie sich dann in letzter Minute – mit dem Beschluss des Bundesrats am Donnerstag. «Erst da haben wir ­realisiert: Wir können nicht reisen. Eine zehntägige Quarantäne nach der Rückkehr wäre einfach nicht möglich!»

Gedenkfeier ohne den Bruder

Der Bruder starb vergangenen Sommer 54-jährig an einem Herzinfarkt. Slobodan Stojkov ringt mit seinen Gefühlen. «Auch meine Familie, vor allem meine Eltern, sind sehr traurig, dass wir jetzt nicht zusammen sein können.» Die Gedenkfeier wird ohne ihn stattfinden. Stojkov bleibt nur die Möglichkeit, via Skype Zeit mit der Familie zu verbringen. So, wie er das seit Februar regelmässig macht.

Wann er wieder nach Nordmazedonien reisen kann, weiss er nicht. «Sobald die Quarantäneregel nicht mehr gilt, werde ich mich auf den Weg machen.»

Dann halt Ferien in Albanien ...

Serben, Kosovaren und Nordmaze­donier in der Schweiz sehen ihre Ferienpläne der Quarantäneregel wegen durcheinandergewirbelt. Über Social Media liessen Betroffene gestern verlauten, sie würden nun einfach via Albanien in die Länder auf der Risikoliste reisen. Oder aber man plane gemeinsame Ferien mit den Verwandten aus Kosovo in Albanien. Albanien gehört derzeit offiziell nicht zum Quarantänegebiet. Wie lange die Rechnung aufgeht, ist allerdings ungewiss. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes fordert nämlich, auch Albanien zum Risikoland zu erklären.

Serben, Kosovaren und Nordmaze­donier in der Schweiz sehen ihre Ferienpläne der Quarantäneregel wegen durcheinandergewirbelt. Über Social Media liessen Betroffene gestern verlauten, sie würden nun einfach via Albanien in die Länder auf der Risikoliste reisen. Oder aber man plane gemeinsame Ferien mit den Verwandten aus Kosovo in Albanien. Albanien gehört derzeit offiziell nicht zum Quarantänegebiet. Wie lange die Rechnung aufgeht, ist allerdings ungewiss. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes fordert nämlich, auch Albanien zum Risikoland zu erklären.

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