Sonderfall Schweiz: Während etwa Deutschland auf die Bundesnotbremse tritt, fährt die Schweiz die «umfangreichste Lockerungsstrategie in Europa». Das berichtet der «Spiegel». Und dies bei ähnlichen Sieben-Tage-Inzidenzen von rund 160 in beiden Ländern.
Damit führe die Schweiz einen europaweiten Trend an, wie das Magazin schreibt: Italien, Spanien, die Niederlande und weitere Länder öffnen - «oft gegen wissenschaftlichen Rat». Es sei «eine Mischung aus Frühlingsgefühl, Impffortschritt und dem öffentlichen Drang, Freiheiten wiederherzustellen», analysiert der Schweizer Journalist Mathieu von Rohr, Leiter des «Spiegel»-Auslandsressorts.
«Das führt dazu», so von Rohr, «dass Warnungen, so berechtigt sie auch sein mögen, nicht mehr verfangen. Es ist mutig, was die Schweiz macht; ich würde vielleicht sogar sagen, es ist waghalsig.» Diese Meinung ist von Rohr trotz dem erwiesenermassen erfolgreichen Alleingang der Schweiz im Winter, Skigebiete trotz Druck aus Europa offen zu halten.
Politische Systeme prägen Verlauf der Pandemie
Die Schweiz, erklärt von Rohr der «Spiegel»-Leserschaft, habe «von Anfang an über Notfallgesetze und damit über die Möglichkeit verfügt, von Staats wegen zentral harte Massnahmen zu verhängen – anders als Deutschland».
Verschiedene politische Systeme würden daher auch die Strategien in der Pandemiebekämpfung bestimmen. So habe auch Schweden im Januar ein zeitlich befristetes Pandemiegesetz verabschiedet. Wie die Schweiz habe auch Schweden von diesem Instrument zwar nur zögerlich Gebrauch gemacht. Doch Schweden habe womöglich zu spät reagiert.
Ausgerechnet das Land, in dem nie ein echter Lockdown herrschte, weist momentan als einziges skandinavische Nation keinen Lockerungstrend auf - mit der euoropaweit zweithöchsten Inzidenz von 344. Schweden folgt nach wie vor dem Kurs des umstrittenen Staatsepidemiologen Anders Tegnell (65).
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