Albaner wehren sich mit öffentlichem Appell gegen «Covid-Hetze»
«Jetzt reichts mit der Diskriminierung»

«Jetzt reichts.» Der albanischstämmige Secondo Mikel Krasniqi hat einen öffentlichen Appell verfasst. Die Diskriminierung seiner Landsleute wegen Covid-Impfmuffeln komme einer «Hetze» gleich. Die Volksgruppe in der Schweiz fühlt sich getroffen und verlangt Respekt.
Publiziert: 12.09.2021 um 02:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2021 um 10:30 Uhr
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Mikel Krasniqi ist ein in Luzern wohnhafter albanischstämmiger Secondo. Impfmuffel-Vorwürfe gegen seine Volksgruppe haben ihn zu einem öffentlichen Appell veranlasst.
Foto: Instagram @mikel.gj.k

Viel ist in diesen Tagen über aus dem Kosovo eingeschleppte Covid-Neuinfektionen berichtet worden. Zahlreiche Patienten auf Intensivstationen in der Schweiz sind infizierte Rückreisende aus der Balkanregion. Ab Montag dürfen nur noch Geimpfte aus dem Kosovo und Mazedonien in die Schweiz einreisen.

Die Berichte gehen nicht spurlos an der teils öffentlich angefeindeten Volksgruppe in der Schweiz vorbei. Jetzt hat sich Mikel Krasniqi ein Herz gefasst. Der 28-Jährige ist ein in Luzern wohnhafter Secondo. Besonders verletzt habe ihn ein Bericht in der «NZZ», auf den sich Krasniqi im Namen seiner Landsleute bezieht.

Der Artikel «Warum Albaner in der Schweiz Impfmuffel sind» spricht unter anderem von einem «tieferen Bildungsgrad der Albanischsprachigen in der Schweiz als die Durchschnittsbevölkerung». Es werde suggeriert, dass die Volksgruppe «faul» sei. Das will Krasniqi nicht auf sich sitzen lassen. Jetzt hat er einen Appell auf Instagram veröffentlicht.

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«Das grenzt an Diskriminierung»

«Das grenzt an Diskriminierung», sagt Krasniqi im Gespräch mit Blick. «Die letzten Tage seien nicht nur für ihn «recht mühsam» gewesen. «Es betrifft nicht nur mich. Das trifft und enttäuscht uns», sagt Krasniqi. «Jetzt reicht's», schreibt er in seinem öffentlichen Appell: «Wir schreiben Ihnen als Secondos. Als Kinder zugezogener Albaner, welche vor dem Krieg flüchten mussten und sich hierzulande mit grossem Aufwand und unaufhörlicher Arbeit ein Leben aufgebaut haben. Fern von der Familie und allem, was Ihnen vertraut war.»

Krasniqi: «Mit grösster Wahrscheinlichkeit wurde sogar Ihr Haus, in dem Sie sich geborgen fühlen, von unseren Leuten gebaut, irgendwo ein Backstein oder eine Platte von albanischstämmigen Händen verlegt.» Die derzeitige Covid-Berichterstattung über die Betroffenen grenze an einer «Hetze. Eine Hetze gegen eine gesamte Volksgruppe in unserem Land, gegen Leute, welche wesentlich zur Ökonomie der Schweiz beitragen.»

Bundesverfassung verankert das Gleichheitsgebot

Freunde, Familien, die ganze kritisierte Volksgruppe habe sich «an der Gemeinschaft beteiligt». Im Namen der Albanischstämmigen in der Schweiz fordert Krasniqi dazu auf, «diese Art Agitation zu unterlassen und Menschen, unabhängig der Herkunft, mit dem nötigen Respekt anzusprechen.»

Dabei verweist Krasniqi auch auf das in der Bundesverfassung verankerte Diskriminierungsverbot. Laut Art. 8 Abs. 1 BV gilt in der Schweiz das Gleichheitsgebot: «Alle Menschen sind vor Gesetz gleich.» (kes)

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