Die Schweizer Hochschulen haben einen hervorragenden Ruf – und ziehen daher Talente aus aller Welt an. Kommen diese aber aus einem Drittstaat – also nicht aus der EU – müssen sie nach ihrem Abschluss das Land wieder verlassen. Denn für Drittstaatenangehörige gelten zur Begrenzung der Zuwanderung strenge Kontingente.
Das heisst auch: Die Schweiz investiert jahrelang in die gute Ausbildung von Ausländern – und kann dann selbst nur selten profitieren. Gleichzeitig herrscht besonders für hochqualifizierte Spezialisten Fachkräftemangel. Besonders in den Bereichen IT, Technik und Naturwissenschaften
Dobler machte Druck
Ein Unding, dieser Widerspruch, fand FDP-Nationalrat Marcel Dobler (41). Und reichte einen Vorstoss ein, der verlangte, dass solche Studienabgänger von den Kontingenten ausgenommen werden.
Das Parlament stimmte dem St. Galler Unternehmer – Dobler gehört unter anderem der Spielwarenhändler Franz Carl Weber – zu und beauftragte den Bundesrat, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Ohne Kontingent, wenn Fachkraft
Nun hat die Landesregierung ihren Vorschlag zur Umsetzung präsentiert. Sie schlägt vor, jene Drittstaaten-Ausländer, die einen Masterabschluss besitzen oder doktorieren, von den Kontingenten auszunehmen, «wenn ihre Erwerbstätigkeit von hohem wissenschaftlichem oder wirtschaftlichem Interesse ist» und sie in Branchen tätig sind, in denen ein ausgewiesener Fachkräftemangel besteht.
Schon jetzt gibt es Sonderbewilligungen für solche Talente – aber ihre Aufenthaltsgenehmigungen werden an die Kontingente angerechnet und verkleinern so den Spielraum für andere Fachkräfte. Im Jahr 2020 gab es etwa 280 Zulassungen, von Januar bis Mitte August 2021 waren es 239.
Nicht viel Widerstand zu erwarten
Der Bundesrat schickt den Vorschlag nun in die Vernehmlassung bei Kantonen, Parteien und Verbänden. Angesichts der grossen Zustimmung im Parlament und des Fachkräftemangels dürfte es nicht viel Opposition geben. (sf)