Multi-Milliardär Blocher gegen Multi-Milliardär Wyss
«Hansjörg Wyss ist nicht gescheiter als ich»

Im grossen Blick-Interview brach der in den USA lebende Berner Multimilliardär Hansjörg Wyss sein Schweigen. Und er nahm kein Blatt vor den Mund, kritisierte die Schweiz und insbesondere die SVP. Das lässt Christoph Blocher nicht auf sich sitzen.
Publiziert: 16.10.2021 um 01:07 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2021 um 07:29 Uhr
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«Es war ein grosses Wirrwarr», kommentiert Hansjörg Wyss die Schweizer Corona-Politik.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

«Nach meinem letzten Gespräch mit Hansjörg Wyss fand ich nicht, dass er so viel gescheiter sei als ich. So überheblich muss er nicht sein!», gibt SVP-Doyen Christoph Blocher (81) mit gleicher Münze zurück. Der alt Bundesrat wehrt sich damit gegen heftige Kritik von Unternehmer, Mäzen und Multimilliardär Hansjörg Wyss (86). Im grossen Blick-Interview kritisierte Wyss den Bundesrat – und feuerte eine Breitseite gegen die SVP ab.

Der in seiner Wahlheimat USA lebende Wyss ärgert sich über SVP-Politiker, die wegen der Zertifikatspflicht über versteckten Impfzwang wettern: «Da fehlt es an Intelligenz.»

Auch die Abschottungspolitik der Volkspartei ist ihm ein Dorn im Auge. Mit der Zuwanderung kämen immer wieder intelligente Leute, die unserem Land viel bringen. «Die SVP ist eine grosse Gefahr für die Schweiz und hat nicht erkannt, dass wir in einer international vernetzten Welt leben», sagt Wyss. Der Partei sei es am wichtigsten, «dass die Schweizer Fahnen in jedem Dörfchen wehen».

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«Das ist billig!»

«Im Gegensatz zu Wyss wohne ich in der Schweiz. Es ist billig, aus dem langjährigen Wohnsitz USA über die Schweiz herzuziehen!», entgegnet Blocher, ebenfalls Unternehmer und Multimilliardär. «Die SVP ist nicht gegen Zuwanderung, aber gegen die unbegrenzte Masseneinwanderung und für die Unabhängigkeit der Schweiz. Das ist intelligent für einen, der die Schweiz liebt.»

Immerhin vertrete auch die SVP eine klare Corona-Politik. Blocher erinnert an seine Tochter Magdalena Martullo-Blocher (52), die im Nationalrat als Erste eine Schutzmaske getragen hatte. «Und sie wurde – wohl von den sogenannt Intelligenten – dafür ausgelacht! Das ist Wyss wohl entgangen.» Auch sei die SVP gar nicht gegen das Zertifikat. «Wir sind aber dagegen, dass mit der Zertifikatspflicht derart viele staatliche Einschränkungen einhergehen, dass es zum faktischen Impfzwang führt», sagt Blocher. «Man behauptet, Impfen sei freiwillig, aber übt Zwang und Druck aus.»

Da erwarte die SVP eine gewisse Toleranz gegenüber Andersdenkenden. «Wyss hat eine antischweizerische Haltung, aber wir bezeichnen ihn deswegen nicht als Dummkopf», fährt Blocher fort. Die SVP lasse Wyss dessen Meinung, auch wenn sie falsch sei.

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«Wyss steht nicht zu einer unabhängigen Schweiz»

Multimilliardär Wyss rügt im Blick den Bundesrat, weil er die Verhandlungen zum Rahmenabkommen abgebrochen hat. «So etwas macht man doch nicht.» Die Schweiz werde von Brüssel künftig wie Pakistan behandelt. Sie bleibe beim Forschungsprogramm Horizon aussen vor und sitze bei den wichtigen Diskussionen nicht mehr mit am Tisch.

«Das ist dieselbe alte Platte wie beim EWR-Nein», sagt Blocher. «Auch damals wurde davor gewarnt, wir würden verlumpen. Das Gegenteil ist eingetreten.» Die Schweiz sei stärker denn je. Entweder habe Wyss den Rahmenvertrag nicht gelesen oder es sei ihm egal, wenn die EU über die Schweiz herrsche. «Aus den fernen USA lässt sich das leicht sagen», nimmt Blocher kein Blatt vor den Mund. «Wyss steht nicht zu einer unabhängigen Schweiz.»

«Ich bin nicht wütend auf Wyss und verdamme ihn nicht», versichert Blocher. Aber die SVP kenne die Schweiz wohl besser als der Berner, der schon lange in den USA lebt. Und einen letzten Seitenhieb kann sich der SVP-Übervater dann doch nicht verkneifen: «Ich mag Wyss persönlich, aber er ist kein politischer Faktor, mit dem ich mich beschäftige.»

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