Zürich oder Olten preschen vor mit Obligatorien – und prompt droht ein Durcheinander
Maske auf im Stadthaus, aber nicht im Museum

Die Stadt Zürich verordnet eine Maskenpflicht in städtischen Einrichtungen. Auch andere Gemeinden kennen bereits eine lokale Maskenpflicht. Damit wird der Flickenteppich bunter. Städteverbandspräsident Kurt Fluri befürchtet «zusätzliche Verwirrung».
Publiziert: 07.09.2020 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2020 um 15:35 Uhr
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Die Stadt Zürich unter Stadtpräsidentin Corine Mauch weitet die Maskenpflicht auf öffentliche Einrichtungen aus.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Seit Juli gilt im öffentlichen Verkehr eine nationale Maskenpflicht, und in neun Kantonen heisst es auch in Läden und Geschäften: Maske auf! Ebenso an zahlreichen Berufsschulen, Gymnasien und Universitäten.

Schweizweit herrscht also bereits ein Corona-Flickenteppich – und dieser wird nun noch bunter: Die Stadt Zürich verordnet nämlich für städtische Einrichtungen eine Maskenpflicht. Diese gilt ab Donnerstag in öffentlich zugänglichen Bereichen der Stadtverwaltung «mit regelmässigem Personenverkehr» und in den städtischen Museen. In den Volks- und Sonderschulen gilt ab sofort eine Maskenpflicht für Erwachsene – während des Unterrichts allerdings nur dann, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern während mehr als 15 Minuten nicht eingehalten werden kann.

Die Neuerung führt zu schrägen Situationen: So gilt nur in den vier von der Stadt betriebenen Museen – wie etwa das Museum Rietberg – Maskenpflicht, in allen anderen nicht.

FDP-Fluri befürchtet «zusätzliche Verwirrung»

Städteverbandspräsident und FDP-Nationalrat Kurt Fluri (65) nimmt das Vorpreschen der Stadt Zürich zur Kenntnis. «Jeder Kanton macht Vorgaben, an die man sich halten muss oder an denen man sich orientieren kann», meint Fluri. Aber: «Ich zweifle daran, ob es Sinn macht, auf Gemeindeebene zusätzliche Regeln – und damit auch zusätzliche Verwirrung – zu schaffen.» Der Städteverband mache dazu aber keine Empfehlungen, betont er. «Das macht auch keinen Sinn, denn in Genf oder Frauenfeld herrschen ganz andere Umstände.»

Die Stadt Solothurn selbst kennt keine generelle Maskenpflicht in der Verwaltung, ebenso wenig in den städtischen Museen. In Letzteren muss man nur eine Maske tragen, wenn man sich nicht registrieren lassen will. «Wir haben bisher nur wenige Corona-Fälle und setzen auf Eigenverantwortung», so Stadtpräsident Fluri. «Für uns gilt der Grundsatz: So weit als möglich normal agieren. Wir können aber jederzeit situativ reagieren, wenn es notwendig wird.»

In Olten gilt schon Maskenpflicht im Stadthaus

In Olten SO haben die Gemeindeoberen bereits «situativ reagiert». «Besucher dürfen das Stadthaus Olten nur mit Schutzmaske betreten», macht ein Plakat am Eingang unmissverständlich klar. Schon länger herrscht in der Verwaltung Maskenpflicht. Und zwar auch für die Mitarbeitenden, wenn sie ausserhalb ihrer Büros unterwegs sind.

«Wir haben zudem letzte Woche eine Maskenpflicht in der Stadtbibliothek verfügt, weil nicht auf vier Stockwerken kontrolliert werden kann, ob die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden», sagt Stadtschreiber Markus Dietler. In den Museen gelte für den Normalbetrieb noch keine generelle Maskenpflicht – mit Ausnahmen. «Je nach Anlässen – etwa Vorträge oder Ausstellungseröffnungen – schreiben wir das Maskentragen spezifisch vor.»

Winterthur prüft Verschärfung

Eine Verschärfung der Maskenpflicht ist auch in Winterthur ZH ein Thema. Aktuell orientiere sich die Stadt zwar an den Vorgaben des Kantons, erklärt Informationschef Michael Scholz. «Gleichsam werden aber auch verschiedene, weitergehende Szenarien geprüft, zu denen noch nichts gesagt werden kann», meint er.

Die meisten von BLICK angefragten Städte und Gemeinden winken derzeit ab, wenn es um eine generelle Maskenpflicht in öffentlichen Einrichtungen geht.

In der Regel kommen Masken nur dann zum Zug, wenn die Abstandsvorschriften nicht eingehalten werden können. Das gilt etwa in der Stadt Bern: «Wenn mehr als eine Person in einem Fahrzeug der Stadtreinigung unterwegs ist, gilt Maskenpflicht», so ein Beispiel von Informationsdienst-Leiter Walter Langenegger. Ansonsten liege die Federführung für die Bewältigung der Corona-Krise beim Kanton – und der habe bisher darauf verzichtet, eine generelle Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden einzuführen.

Tiefe Fallzahlen

Ähnlich tönt es in der Ostschweiz. «In der Stadt St. Gallen ist kein Vorgehen entgegen den Empfehlungen der Kantonsärztin vorgesehen», sagt Christian Isler, Leiter der städtischen Pandemie-Arbeitsgruppe. Die Praxis begründet er mit den «vergleichsweise tiefen Ansteckungen und Hospitalisationen».

Ebenso in der Zentralschweiz. «Die Einführung einer Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden der Stadt Luzern ist zurzeit nicht geplant», erklärt Armida Raffeiner, Chefin des Gemeindeführungsstabs. Auf ihrer Homepage bittet die Stadt Luzern die Bevölkerung aber, «nur ins Stadthaus zu kommen, wenn es unbedingt nötig ist».

In Altdorf UR ist das Maskentragen freiwillig. «Auf Wunsch stehen an den Schaltern Masken zur Verfügung», sagt Gemeindeschreiberin Anja Ebnöther (54). Auch sie verweist auf die tiefen Fallzahlen – aktuell gibt es in Uri nur gerade drei aktive Corona-Fälle. Die Gemeinde verfolge die Entwicklung aber sehr genau. «Sollten die Fallzahlen explodieren, haben wir genügend Masken vorrätig und können jederzeit eine Maskenpflicht einführen», so die Gemeindeschreiberin. «Aber Altdorf ist ja nicht so riesig wie Zürich.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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