Auf einen Blick
- SP-Nationalrätinnen entschuldigen sich für Lesben-Klischees bei Fussball-EM-Kommentaren
- Funiciello betont Vorbildwirkung von Spielerinnen wie Bachmann und Dickenmann
- Rosenwasser reflektiert in ihrer Kolumne bei der «Republik» über Absicht und Folgen
Es hätte ein feministischer Sessionsrückblick werden sollen, doch dann drifteten die beiden SP-Nationalrätinnen Tamara Funiciello (34, BE) und Anna Rosenwasser (35, ZH) in Lesben-Klischees ab, als es um die Fussball-EM ging, die im Sommer in der Schweiz stattfinden wird. Sie interessiere sich «vor allem für Lesben, die Sport machen», so Rosenwasser. Funiciello ergänzte: «Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fussballspielen zuzuschauen.»
Jetzt entschuldigen sich die beiden SP-Nationalrätinnen. «Meine Worte haben Leute verletzt, und das tut mir leid. Ich war zu wenig darauf sensibilisiert, wie diese Aussage aufgenommen werden kann, selbst wenn ich sie nicht so gemeint habe», sagt Funiciello im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».
Wichtige Vorbilder
Sie habe selbst den Sport – Funiciello spielte Landhockey – verlassen müssen, «um zu meiner Liebe stehen zu können». Es sei «wunderschön», dass es Vorbilder wie Ramona Bachmann oder Lara Dickenmann gebe, die ihre Liebe offen thematisieren. Darauf habe die Aussage abgezielt. «Auf die Vorfreude, diese Vorbilder live erleben zu dürfen. Sie war aber unsensibel formuliert, und dafür möchte ich mich entschuldigen.»
Sie habe die Leistungen der Spielerinnen und deren Vorbildwirkung nicht schmälern wollen. Im Gegenteil: «Wir sehen euch, stehen hinter euch und feiern euch dafür, dass ihr hinsteht und für uns Vorbilder seid, weil wir wissen, was euch das kostet.»
Auch Anna Rosenwasser gibt sich in ihrer Kolumne bei der «Republik» selbstkritisch. «Meine Aussage, die liebevoll gemeint war, hat Menschen verletzt», schreibt die SP-Nationalrätin. «Absicht und Folgen einer Aussage sind nicht dasselbe; fahre ich aus Versehen einem Mitmenschen über den Fuss, macht der Umstand, dass ich das nicht wollte, ja auch seinen Schmerz nicht wett.»