Nur Bares ist Wahres! In der Schweiz gilt das nach wie vor. Auch wenn immer weniger Schweizerinnen und Schweizer mit Bargeld bezahlen – eine Abschaffung kommt für die meisten nicht infrage. In anderen Staaten sieht das anders aus. Blick sagt, in welchen Staaten Noten und Münzen bald der Vergangenheit angehören werden.
Schweden
Am 24. März hätte Schluss sein sollen mit Bargeld in Schweden – dann, so hatten Forscher berechnet, wären die Kronen und Ören völlig irrelevant geworden. Bargeld spielt in Schweden keine Rolle mehr: Mittlerweile werden über 80 Prozent der Käufe digital getätigt. Selbst Läden nehmen 95 Prozent ihrer Umsätze über Kreditkarten oder Bezahl-Apps ein. «Vi hanterar ej kontanter» – «Wir akzeptieren kein Bargeld» steht an so mancher Ladentür – und das ist ganz legal. Selbst Banken bieten weder Ein- noch Auszahlungen mehr an und haben ihre Bankomaten ausser Dienst gestellt.
Das einzige, was in Schweden noch bar bezahlt wird, sind Drogen oder andere illegale Produkte. Denn klar ist: Wird mit Karte oder Handy gezahlt, wissen die Banken, wer wann was wo gekauft hat. Mit dem Datenschutz haben die Schweden weniger Probleme als wir.
Allerdings hat der Ukraine-Krieg dem Bargeld wieder etwas mehr Popularität verschafft, auch weil der schwedische Bevölkerungsschutz die Bürger aufgerufen hatte, etwas Bargeld zu Hause zu haben. Denn dieses sei jederzeit verfügbar, auch ohne Strom und Technologie. Die Schwedische Notenbank hat denn auch nicht vor, die Banknoten zu schreddern. Die Schweden werden sie einfach kaum gebrauchen.
Norwegen
Gemäss der Weltbank ist aber nicht Schweden, sondern Norwegen das europäische Land, das einer bargeldlosen Zukunft am nächsten ist. Laut der norwegischen Zentralbank wurden 2021 nur noch drei bis fünf Prozent aller Zahlungen in bar getätigt. 80 Prozent aller Transaktionen werden per Bezahl-App auf dem Handy gemacht. Der Staat will dennoch nicht auf Bargeld verzichten: 2021 hat das Finanzministerium ein Gesetz in Auftrag gegeben, der Banken zur Bereitstellung von Bargeld verpflichten soll. Andererseits kündigte die norwegische Zentralbank 2021 an, die Einführung einer digitalen Währung zu prüfen, die Bargeld dann wirklich überflüssig machen würde.
Niederlande
Auch in den Niederlanden ist bargeldloses Bezahlen etabliert. Nur noch jede dritte Transaktion wird mit Banknoten oder Münzen abgewickelt. 91 Prozent der Niederländer nutzen Online-Banking. Mit Kreditkarten haben es die Niederländer allerdings nicht so – Schulden zu haben, ist ihnen nicht geheuer. 2020 wurden daher 90,5 aller Kartenzahlungen mit Debitkarten getätigt. Dafür zahlen die Holländer gern mit ihren Smartwatches: Schon 2020 gingen mehr als 33 Prozent aller mobilen Zahlungen in Europa mit der Smartwatch auf das Konto der Niederländer.
Finnland
Nach Schätzungen der finnischen Zentralbank wird Bargeld Ende 2029 Geschichte sein. Schon 2018 zahlten die Finnen im Durchschnitt 435-mal bargeldlos. In der Schweiz waren es gerade einmal halb so viele Transaktionen. In Geschäften möchten 80 Prozent der Finnen lieber mit Karte zahlen – Tendenz steigend. Dennoch hängen die Finnen an ihren Noten: Eine komplett bargeldlose Zukunft können sich 61 Prozent nicht vorstellen.
Südkorea
China macht riesige Fortschritte beim bargeldlosen Bezahlen. Doch noch heisst Asiens Bargeldlos-Champion Südkorea. Mit rund 6 Prozent des Bruttosozialprodukts über E-Commerce-Ausgaben und durchschnittlich mehr als 100 Transaktionen pro Karte und Jahr ist Südkorea auf gutem Weg, zu den führenden Cashless-Nationen zu werden. In der Schweiz undenkbar: Mehr als die Hälfte der 1600 Bankfilialen im Land akzeptieren keine Bargeld-Einzahlungen oder -Auszahlungen mehr. (sf)