Über 30 Millionen Hühner schlachten und zerteilen die Micarna-Mitarbeitenden jedes Jahr. Künftig sollen es noch viel mehr sein. Nur gut zehn Kilometer Luftlinie vom bestehenden Schlachthof in Courtepin FR entfernt will die Migros-Tochter in St-Aubin FR einen neuen Betrieb eröffnen. Wo sich heute eine Wiese befindet, sollen schon bald 40 Millionen Poulets jährlich verarbeitet werden können.
Die Migros spricht von einem «genialen Projekt». Greenpeace hingegen von einem «No-Go». Die Naturschutzorganisation kritisiert die Pläne der Migros scharf und versucht, den Bau mit allen verfügbaren Mitteln zu verhindern. «Es kann nicht sein, dass im 21. Jahrhundert ein solches Projekt realisiert wird», sagt Alexandra Gavilano von Greenpeace. Der übermässige Fleischkonsum schade der Umwelt und beschleunige die Klimakrise, so ein Argument. Ausserdem führe der neue Schlachthof unter anderem zu einem massiven Anstieg des Wasserverbrauchs in der Region, mehr Verkehr und beeinträchtige die Lebensqualität der Anwohnenden.
An allen Fronten gegen Schlachthof-Pläne
Greenpeace hat deswegen Einsprache gegen die Änderung der Ortsplanung eingereicht. Weitere juristische Schritte behält sich die Organisation vor. Sie unterstützt zudem den lokalen Widerstand gegen den neuen Schlachthof. Eine lokale Umweltschutzorganisation hatte vergangenen November eine Petition mit 3600 Unterschriften bei der Freiburger Regierung deponiert, die sie auffordert, den Bau nicht zu genehmigen.
Sollte die eigene Einsprache keinen Erfolg haben, werde man gemeinsam mit der mobilisierten Bevölkerung Einsprache gegen die Baubewilligung des Schlachthofs einlegen, kündigt Gavilano an.
«Wir müssen Nachfrage decken»
Die Migros will die Kritik von Greenpeace nicht direkt kommentieren. «Jeder kann seine Meinung zu den Projekten von Micarna äussern und unsere Teams haben in Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung in der Region», sagt Migros-Sprecher Tristan Cerf. Geplant war ursprünglich, dass der neue Schlachthof bereits im kommenden Jahr den Betrieb aufnimmt. Die Frage, ob das noch realistisch ist, beantwortet die Migros nicht.
Der Detailhändler will den neuen Schlachthof bauen, weil die Nachfrage nach Poulet seit Jahren steigt – und man damit rechnet, dass das in den nächsten Jahren so weitergeht. Im Schnitt isst jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Schweiz rund zwölf Kilo Poulet pro Jahr.
«Diese Nachfrage müssen wir decken. Sonst müssen wir noch mehr importieren», sagt Cerf. Er betont, dass der neue Schlachthof in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht sowie im Bereich Umwelt höchste Standards setze. Man wolle beispielsweise einen CO2-neutralen Betrieb bauen und könne dadurch Arbeitsplätze in der Region erhalten. (lha)