Natalie Rickli fordert Beizen-Lockdown
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«Wir haben keine Zeit mehr»
Natalie Rickli fordert Beizen-Lockdown

Zürichs Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli appelliert an den Bundesrat, bereits diesen Freitag die Corona-Massnahmen zu verschärfen. Die aktuelle Lage sei für die Spitäler nicht mehr zumutbar.
Publiziert: 16.12.2020 um 10:34 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2020 um 16:48 Uhr
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Stühle auf den Tisch, Beizen zu!
Foto: imago images/Emmanuele Contini

Der Druck auf den Bundesrat steigt täglich. Nach eindringlichen Hilferufen aus den Spitälern und der Lockdown-Forderung der Covid-19-Taskforce meldet sich nun die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (44) zu Wort.

«Als Gesundheitsdirektorin halte ich klar fest, dass die jetzige Situation für die Spitäler und das Gesundheitspersonal nicht mehr länger zumutbar ist», sagt Rickli in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Die Politik müsse nun Massnahmen ergreifen, die keinen Zweifel daran liessen, dass die Lage in ein paar Wochen besser sei. «Deshalb braucht es vom Bundesrat schon diesen Freitag klare, einschneidende Massnahmen für die ganze Schweiz.»

«Wir haben keine Zeit mehr»

Die Lösung sei nicht zwingend ein totaler Lockdown. Aber gewisse Branchen wie die Gastronomie, Kultur, Freizeit und der Unterhaltungsbereich müssten sicher geschlossen werden, meint die SVP-Regierungsrätin. «Wir müssen jetzt Klarheit schaffen.»

Wohlgemerkt könnte die Zürcher Regierung die Restaurants im Kanton bereits heute problemlos schliessen. So, wie das etwa der Kanton Graubünden gemacht hat. Der Regierungsrat hat von einer solchen Massnahme bisher allerdings abgesehen – trotz steigender Fallzahlen.

Rascheres Handeln nötig

Nun möchten die Zürcher das Zepter offenbar so rasch wie möglich dem Bundesrat übergeben. Die bisherigen Pläne der Landesregierung, wonach erst am 28. Dezember über die weitere Eskalationsstufe entschieden werden soll, sind Rickli zu langsam. «Wir haben keine Zeit mehr», warnt sie. Ein verbindlicher Entscheid am Freitag sei auch für die Bevölkerung und die betroffenen Branchen wichtig. Sie würden die Unsicherheit nicht mehr ertragen.

Absage an Graubünden

Deutliche Worte findet die Gesundheitsdirektorin auch mit Blick auf die Winterferien. «So leid es mir tut, aber im Moment sollte man wohl tatsächlich nicht Skifahren gehen», sagt Rickli. Ferien an der Limmat statt in den Bergen also.

Wer trotzdem nach Graubünden oder ins Wallis reist und dort beim Wintersport verunfallt, darf nicht auf Unterstützung hoffen. «Die Zürcher Spitäler werden in nächster Zeit nicht in der Lage sein, sich um Skiunfälle zu kümmern», sagt Rickli. Die Intensivbetten im Kanton sind bereits heute zu knapp 80 Prozent ausgelastet.

Das ist auch eine klare Absage an die Adresse Graubündens. Laut dem Chef des Bündner Kantonsspitals ist eine Überlastung der Spitäler in der Wintersaison unausweichlich. Die Bündner hoffen deshalb, überzählige Patienten in andere Kantone ausfliegen zu können. (til)

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