Das stösst Schweizer Bauern ganz sauer auf. «Willkommen im grössten Hofladen der Schweiz» – so wirbt die Migros in ihrer neusten Kampagne für ihre Produkte. Aus der Landwirtschaftsbranche erntet die Detailhändlerin dafür viel Kritik. «Ist es ein Witz?», fragt sich etwa die Bauernorganisation Uniterre. Per definitionem verlaufe der Direktverkauf ohne Zwischenhändler und ermögliche faire, kostendeckende Produzentenpreise.
Auch beim Schweizer Bauernverband kommt die Migros-Kampagne ganz schlecht an. «Echt Migros, ihr wollt euch mit fremden (falschen) Federn schmücken? Ziemlich frech, finden wir!», ärgert sich der Schweizer Bauernverband auf X.
Kritisch zeigt sich auf die «Bauernzeitung». Sie verweist auf die künstliche Intelligenz ChatGPT, wonach ein Hofladen ein Geschäft sei, «das sich in der Regel auf einem Bauernhof befindet und direkt vom Bauern betrieben wird. Hier werden landwirtschaftliche Produkte direkt an die Verbraucher verkauft». Hofläden würden eine direkte Verbindung zwischen Landwirten und Konsumente bieten. Sie förderten damit oft den lokalen Konsum und die Wertschätzung für regionale Landwirtschaft.
Als Hommage gedacht
Genau diese Wertschätzung hätte die Werbung zum Ausdruck bringen sollen, erklärt die Migros gegenüber der «Bauernzeitung». Sie zeige das grosse regionale Sortiment an lokal produzierten Lebensmitteln auf, das rund 10'000 «Aus der Region»-Produkte von über 5000 Landwirten umfasse. «Selbstverständlich war es nie unsere Absicht, respektlos zu sein», wird eine Sprecherin zitiert. Die Werbung sei vielmehr als Hommage an die regional hergestellten Produkte der Schweizer Landwirtschaft konzipiert gewesen: «Wenn wir mit dieser Werbung Gefühle verletzt haben, möchten wir uns dafür entschuldigen.»
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Allerdings sei Migros der Meinung, durchaus die genannten Eckpunkte eines Hofladens zu erfüllen. Zur Transparenz gibt die Sprecherin zu bedenken, die Produktherkunft werde offengelegt und viele Frischprodukte liessen sich bis zum Hof zurückverfolgen. Saisonalität sei «ein sehr wichtiger Faktor».
Ganz wohl scheint der Migros mit ihrer Kampagne mittlerweile aber nicht mehr zu sein. So erklärt der Bauernverband ebenfalls auf X, dass die Detailhändlerin ihre Werbung, wo noch möglich, anpassen und auf die geplante zweite Welle verzichten wolle.