Wiederholt sich der gehässigste Abstimmungskampf der Schweiz?
Jetzt lanciert Franziska Herren die Vegi-Initiative

Die Trinkwasser-Initiative führte im Sommer 2021 zu einem der emotionalsten Abstimmungskämpfe der Schweiz. Jetzt ist Initiantin Franziska Herren mit einem neuen Projekt zurück.
Publiziert: 26.02.2023 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2023 um 10:00 Uhr
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Franziska Herren hat ein neues Initiative-Projekt.
Foto: Philippe Rossier
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Zerstörte Plakate, Morddrohungen, Podiums-Absagen: Der Abstimmungskampf um die Trinkwasser-Initiative war einer der dreckigsten der Schweizer Politik-Geschichte. «Nach der Abstimmung über die Trinkwasser-Initiative war ich völlig erschöpft», sagt Franziska Herren (56) zu Blick. Sie hatte die Initiative lanciert und geriet dafür in die Schusslinie: In einem anonymen Brief drohte jemand gar damit, ihre Familie auszulöschen.

Die Initiative scheiterte im Sommer 2021 deutlich, Herren trat kürzer. «Jetzt mache ich mal Pause, ich will etwas durchschnaufen», sagte sie zur «Bauernzeitung». Ein weiteres Volksbegehren konnte sie sich damals nicht vorstellen. «Diese Initiative hat mir so viel abgefordert.»

«Gefühl der Ohnmacht ist gewachsen»

Doch die Pause dauerte nur rund eineinhalb Jahre. Jetzt steht Herren mit einer neuen Initiative in den Startlöchern. Die Vegi-Initiative will Schweizer Bauern dazu bringen, mehr pflanzliche statt tierischer Produkte zu produzieren. Dadurch soll der Selbstversorgungsgrad auf 70 Prozent steigen und in die Verfassung geschrieben werden. Der Hintergrund: Auf rund 60 Prozent der Schweizer Ackerflächen wird Futter für die Fleischproduktion angebaut. Zuerst hatte die «SonntagsZeitung» darüber berichtet.

«Die Kehrtwende kam in den letzten eineinhalb Jahren. Mein Gefühl der Ohnmacht ist gewachsen», sagt Herren zu Blick. «Die Land- und Ernährungswirtschaft wurde nicht auf die herrschende Klimakrise mit ihrem Wassermangel vorbereitet. Und unsere Lebensmittelversorgung ist zur Hälfte vom Ausland abhängig.»

Trotzdem: Herren möchte niemanden zwingen, weniger Fleisch zu essen. Schon jetzt würden viele Leute aus Rücksicht auf die Tiere weniger Fleisch essen. Stattdessen will sie mit den Subventionen vermehrt pflanzliche Produkte fördern. Auch die korrekte Einhaltung von Stickstoff- und Phosphor-Grenzwerten verlangt Herren.

«Die ganze Landwirtschaft muss auf eine nachhaltige Produktion ausgerichtet werden, unter Einbezug der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit.» So könne auch der Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger reduziert oder ersetzt werden. «Auch 15 Millionen Nutztiere in der Schweiz sind viel zu viel und verschärfen die Klimakrise.»

Keine Angst vor neuer Schlammschlacht

Sie habe mit sich selbst hart darüber gerungen, ob sie wirklich nochmals politisch tätig sein wolle, so Herren. «Aber wir haben immer weniger Wasser, die Bäuerinnen und Bauern wissen nicht, wie sie ihre Nutztiere ernähren sollen, die Böden sind überdüngt und es gibt einen enormen Verlust bei der Biodiversität. Ich hätte es nicht ertragen, einfach weiter dabei zuzuschauen.»

Angst vor einer neuerlichen Schlammschlacht hat Franziska Herren nicht. «Die Bäuerinnen sind nicht schuld. Mit dieser Initiative reichen wir ihnen die Hand», so Herren. «Wenn ich Angst hätte, würde ich es nicht machen.»

Herren ist zuversichtlich, dass auch diesmal die Unterschriften zusammenkommen. «Der Trend geht klar in Richtung von mehr pflanzlichen Lebensmitteln und Fleischersatzprodukten», sagt sie. «Das ist eine Chance, auch für die Bäuerinnen und Bauern.» Und wie stehen die Chancen an der Urne? «Auch das Frauenstimmrecht hat zwei Abstimmungen gebraucht.»

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