Auf einen Blick
- Die Post schliesst 170 Filialen in der Schweiz
- Post-Präsident Levrats Wohnort Vuadens bleibt verschont
- Versorgungsquote bleibt bei 96,4 Prozent nach Umwandlungen
Es war ein absehbarer Entscheid: Wie schon im Frühjahr angekündigt, will die Post 170 Filialen schliessen. In 155 Gemeinden würden Partnerschaften gesucht, die die wegfallenden Services ersetzen sollen. Nur so könne weiter ohne Steuergelder geschäftet werden, teilte Konzernleiter Roberto Cirillo (53) am Dienstag mit. Die Ansage ist klar: Das Staatsunternehmen unternimmt alles, um nicht von Subventionen leben zu müssen.
Zumindest einer der 170 Orte ist bereits umgewandelt: In Merenschwand AG wanderte die Post bereits im Juni in einen Volg. In den anderen Gemeinden laufen noch Gespräche. Was auffällt: Ausgerechnet ein Dorf steht nicht auf der Liste. In Vuadens FR, Wohnort von Post-Präsident Christian Levrat (54), bleibt die Post im Dorf. Dabei besitzt die Filiale im 2500-Seelen-Dorf auf den ersten Blick alle Eigenschaften, um ebenfalls eingestampft zu werden. Warum darf sie also bleiben und andere nicht?
Nur wenige Kriterien öffentlich definiert
Nach welchen Kriterien die Filialen gekappt werden, gibt die Post nur zurückhaltend preis. Klar ist: Laut Post-internen Richtlinien haben nur Kantons- oder Bezirkshauptorte sowie Gemeinden mit über 20'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ein unwiderrufliches Recht auf eigenständige Postfilialen.
Bei allen kleineren Gemeinden setzt vor allem der gesetzlich verankerte Grundversorgungsauftrag die Spielregeln: Laut Postverordnung muss die nächste Poststelle für 90 Prozent der Bevölkerung zu Fuss oder mit dem ÖV innerhalb 20 Minuten erreichbar sein. Für Dienstleistungen des Zahlungsverkehrs sind es 30 Minuten. Zudem muss in jeder Raumplanungsregion der Schweiz eine Poststelle vorhanden sein.
Für Levrats Wohnsitz Vuadens wären das alles keine Hürden: Die für den Kanton mittelgrosse Gemeinde liegt gleich oberhalb von Bulle, der zweitgrössten Stadt des Kantons Freiburgs. Mit dem ÖV beträgt die Reisezeit rund fünf Minuten. Und nicht einmal eine Viertelstunde weiter, in der Cailler-Gemeinde Broc, liegt sogar nochmals eine eigenständige Poststelle. Im Vergleich zum restlichen Kanton fast ein Überangebot.
Wirtschaftlichkeit ist ausschlaggebend
Die Gewerkschaft Syndicom schätzte deshalb den Standort Vuadens bereits 2017 als gefährdet ein. Genauso wie viele weitere Gemeinden, in denen die Post heute dennoch weiterhin eigene Filialen betreibt. Denn eigentlich könnte der gelbe Riese deutlich mehr abbauen. Insbesondere, da die Umwandlungen das Gesetz kaum tangieren – denn die Versorgung bleibt gewissermassen bestehen. Auch nach den weiteren Umwandlungen bleibt die Versorgungsquote laut Angaben der Post bei 96,4 Prozent – also weit über den gesetzlichen Vorschriften.
Auf Anfrage von Blick teilt die Post mit, dass sie die Filiale in Vuadens durchaus überprüft habe – so wie jede andere in der Schweiz auch. «Wir haben uns aufgrund der wirtschaftlichen Kriterien entschieden, die Filiale zu erhalten», stellt das Unternehmen klar. Die Antwort zeigt: Welche Gemeinden momentan unter das Fallbeil kommen, entscheidet vor allem, wie rentabel sie betrieben werden können. Wie die Post dies effektiv an ihren Standorten misst, sagt sie jedoch nicht. Möglich also, dass die Filiale im Wohnort des Post-Präsidenten nur vorläufig geschont wurde.