Auf dem Podest wird es langsam eng. Laut dem neusten SRG-Wahlbarometer steht die SVP – zwei Jahre vor den nationalen Wahlen – mit 26,6 Prozent derzeit klar an der Spitze. Auf Platz zwei folgt die SP mit 15,8 Prozent. Und dann beginnt das Gedränge auf dem dritten Podest-Treppchen.
Die FDP (13,6 Prozent), die Mitte (13,3) und die Grünen (13,2) liegen praktisch gleich auf. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Freisinnigen abstürzen. Sie verlieren im Vergleich zu den Wahlen 2019 ganze 1,5 Prozentpunkte. Das ist mehr als jede andere Partei.
Thierry Burkart gefordert
Auf Präsident Thierry Burkhart (46), der die freisinnige Führung soeben von Petra Gössi (45) übernommen hat, wartet keine leichte Aufgabe. Die Streitereien beim CO2-Gesetz und beim Rahmenabkommen dürften einige Wählerinnen und Wähler abgeschreckt und in die Arme der GLP getrieben haben. Sie reitet nach wie vor auf der Klimawelle und legt mit zwei Prozentpunkten am stärksten zu.
Auf einen stärkeren Freisinn angewiesen sind vor allem zwei Personen: die Bundesräte Ignazio Cassis (60) und Karin Keller-Sutter (57). Je mehr sich FDP, Mitte und Grüne angleichen, desto heftiger wackeln zumindest einer ihrer Bundesratssitze. Denn im Vergleich zur FDP mit zwei Sitzen kommen die Mitte mit einem und die Grünen mit gar keinem Sitz denkbar schlecht weg.
Cassis am unbeliebtesten
Die Grünen, die bereits nach den Wahlen 2019 mit Regula Rytz (59) einen (erfolglosen) Angriff starteten, werden ihren angeblichen Anspruch auf einen Regierungssitz nach den Wahlen 2023 noch einmal laut deutlich machen.
Hinzu kommt, dass die FDP personell nicht besonders gut aufgestellt ist. Aussenminister Ignazio Cassis kommt beim Volk schlecht an. Ihm wird von allen Bundesräten nicht nur der geringste Einfluss attestiert, auch seine Sympathiewerte sind tief. Nur knapp jeder vierte Befragte findet ihn sympathisch. Keine Top-Voraussetzung für die nächsten Bundesratswahlen.
SVP kann jubeln
Grund zur Freude herrscht demgegenüber bei der SVP. Nach der Schlappe bei den letzten Wahlen – die Partei verlor damals knapp vier Prozentpunkte – kann sie in der Pandemie wieder punkten. Sie legt laut dem SRG-Wahlbarometer um einen Prozentpunkt zu. Das liegt allerdings im Fehlerbereich von 1,3 Prozentpunkten.
Dennoch dürfte die SVP von ihrer Corona-Politik profitieren. Die Partei von Marco Chiesa (47) schimpft seit Monaten gegen die Massnahmen des Bundesrats und macht sich so bei Impfgegnern und Freiheitstrychlern beliebt. Die Pandemiebekämpfung wird von den Befragten denn auch als eine der wichtigsten politischen Herausforderungen genannt. Noch höher gewichtet wird nur der Klimawandel.