Weniger Lehrer, mehr Schüler
So will Bern die Schulen entlasten

Am Montag startet auch im Kanton Bern das neue Schuljahr. Und zwar mit mehr Schülern – und offenen Lehrerstellen. Doch es gibt Rezepte dagegen.
Publiziert: 10.08.2022 um 11:31 Uhr
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Am Montag beginnt in Bern das neue Schuljahr. Mit 2500 zusätzlichen Schulkindern und offenen Lehrerstellen.
Foto: Keystone

Auf Beginn des neuen Schuljahres sieht der Kanton Bern neue Massnahmen vor, um dem akuten Lehrermangel zu begegnen. Unter anderem wird das Konzept der Klassenhilfen auf alle Stufen der Volksschule ausgeweitet. Klassenhilfen unterstützen Lehrpersonen im Unterricht. Die pädagogische Verantwortung bleibt jedoch bei der Lehrerin oder dem Lehrer.

Bei den administrativen Aufgaben dürfen sich die Schulen aufs nötigste konzentrieren, kündigte Häsler weiter an. Der administrative Aufwand sei kritisch zu prüfen, etwa die Anzahl und Länge von Sitzungen, aber auch Schulentwicklungsprojekte oder Veranstaltungen seien gegebenenfalls zurückstellen.

Die Gemeinden wiederum werden gebeten, die Schulsekretariate bei Bedarf aufzustocken. Die Bildungsdirektion will mit einem kantonalen Pool zusätzliche Entlastung für die Schulleitungen schaffen.

Noch 43 unbesetzte Stellen

Vor Schulbeginn sind im Kanton Bern aktuell noch 25 unbefristete und 18 befristete Stellen unbesetzt. Damit hätten die Stellen im Kanton Bern «weitgehend besetzt werden können», sagte die kantonale Bildungsdirektorin Christine Häsler am Mittwoch vor den Medien in Bern. Mit den betroffenen Schulen stehe man in Kontakt, um Lösungen zu finden.

Dies alles sei nur dank grossem Engagement und Kompromissen möglich gewesen. So mussten mancherorts Pensen aufgestockt oder Personen ohne entsprechende Diplome angestellt werden. Häsler rief in Erinnerung, dass für Quereinsteigende entsprechende Ausbildungsangebote bestehen. Diese sollten innert angemessener Frist genutzt werden.

«Es braucht mehr als Pflästerli»

Der Verband Bildung Bern betonte, dass die Lage an den Schulen ernst sei. Nur gemeinsam könne die Situation entschärft werden. Pino Mangiaratti, Präsident von Bildung Bern schätzt nach eigenen Angaben die Massnahmen des Kantons Bern. Doch das Problem des Lehrermangels lasse sich nicht kurzfristig lösen. «Es braucht mehr als Pflästerli», betonte Mangiaratti mit Blick auf längerfristige Mittel und Massnahmen.

Er forderte eine Bildungsoffensive für mehr Lehrpersonen. Es brauche mehr Ressourcen für Lehrerinnen und Lehrer, denn die Ansprüche an sie seien in den letzten 20 Jahren erheblich gestiegen. Die Arbeitsbedingungen hätten sich aber nicht verbessert.

Viel Interesse am Lehrerberuf

Einen Lichtblick für die Zukunft gibt es laut Häsler bei der Lehrerausbildung. Der Kanton Bern verzeichne sehr hohe Studierendenzahlen an der Pädagogischen Hochschule. Die Studienanmeldungen seien hoch. Auch bei den Abschlüssen ist die Situation laut Häsler gut.

Der aktuelle Lehrermangel im Kanton Bern hat unter anderem auch mit einer grossen Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation zu tun. Dazu kämen aber auch die ständig steigenden Ansprüche an die Lehrerinnen und Lehrer.

2500 zusätzliche Schülerinnen und Schüler

Und mehr Schülerinnen und Schüler: Am kommenden Montag ist im Kanton Bern für über 110'000 Kinder und Jugendliche wieder Schulbeginn. Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler ist an den öffentlichen Kindergärten und in der Volksschule erneut höher als im Vorjahr. Häsler sprach von einem Plus von rund 2500 Schülerinnen und Schülern.

In Bezug auf die Coronapandemie ist die Lage laut Häsler aktuell stabil. Eine Prognose für den Herbst sei aber schwierig abzugeben. Die Bildungsdirektion hat daher die Schulen vorsorglich informiert, das Weihnachtsprogramm eine Woche vorzuverlegen, für den Fall, dass der Unterricht in der letzten Woche vor den Weihnachtsferien ausfallen müsste. (SDA)

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