Endlich will die Schweiz das Mindestalter für den Import von Welpen auf 15 Wochen erhöhen. Ein Vorreiter ist der Bundesrat damit nicht. In vielen europäischen Ländern gilt die 15-Wochen-Regel bereits.
Tierschützer und Züchterinnen machen sich auch keine Illusionen über die Wirkung: «Die Erhöhung des Alters wird den Import von zu jungen und ungeimpften Welpen nicht verhindern. Die Käufer werden nach wie vor mit gefälschten Dokumenten getäuscht und betrogen werden», sagt Brigitte Schärer, Vorstandsmitglied beim Schweizer Rassehunde-Zuchtverband (SRZ).
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Heute würden Welpen immer noch lastwagenweise in die Schweiz gebracht, zum Beispiel nach Basel, wie Verwandte Schärer berichteten. Die Welpen werden dann über Inserate im Internet verhökert.
«Den Tätern kommt man heute fast nur auf die Schliche, indem man sich als interessierter Käufer ausgibt und die Händler vor Ort kontrolliert.» Die internationale Zusammenarbeit zwischen den Behörden sei dagegen immer noch unbefriedigend.
Schweiz verweigert Auskunft
Eindrücklich zeigte das eine 2021 von SRF ausgestrahlte Recherche zum Import von todkranken Welpen aus der Slowakei. Die slowakische Veterinärbehörde verlangte mehr Informationen von der Schweiz, um gegen die Hundehändler vorgehen zu können. Das zuständige Bundesamt verweigerte dies, weil der Datenschutz in der Schweiz höher zu gewichten sei als der Tierschutz.
Heftige Proteste, nicht nur aus Tierschutzkreisen, waren die Folge. Und ein politischer Vorstoss. Parlament und Bundesrat befürworteten Ende 2022 die Motion von SP-Nationalrätin Martina Munz, die eine bessere Zusammenarbeit zwischen internationalen Behörden verlangt.
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Der Bundesrat ist seither in der Pflicht, Regelungen zu erlassen, damit Zollbehörde, Bundesämter und kantonale Veterinärämter Daten und Informationen über den Welpenimport und -handel rasch und unkompliziert mit ausländischen Behörden austauschen können.
Immer mehr importierte Hunde
Dem boomenden Handel hat das bisher kaum geschadet. Günstigere Preise sind aber nicht der einzige Grund, weshalb gemäss Schätzungen des Schweizer Tierschutzes 40 Prozent aller gekauften Hunde aus Importen stammen. Schweizer Züchter können mit der Nachfrage schlicht nicht mithalten. Die schnellte während der Corona-Zeit zusätzlich in die Höhe.
Im Mai 2024 verzeichnete die Tierdatenbank Identitas einen absoluten Höchststand von 555'257 in der Schweiz registrierten Hunden. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es 503’564.
Brigitte Schärer räumt auch Versäumnisse bei den Schweizer Züchtern ein. «Wer eine erfolgreiche Zucht hat, ist oft nicht bereit, mit einem Konkurrenten zusammenzuarbeiten, obwohl die steigende Nachfrage so besser gedeckt werden könnte.»
Diesen Mangel haben auch die kriminellen Welpenimporteure erkannt und bieten ihre Hündchen in der Schweiz mittlerweile zu horrenden Preisen an.
Das zeigt der Fall einer Hundehändlerin aus dem Kanton Bern. Sie hatte 2020 für Welpen der Rasse Zwergspitz in ihrem Heimatland Bulgarien 150 bis 200 Euro bezahlt. In der Schweiz fand sie Käuferinnen und Käufer, die bis zu 3000 Franken hinlegten – für einen Welpen.
Im Juli ist die Frau laut «20 Minuten» mit 5130 Franken gebüsst worden, weil sie weder eine Transport- noch eine Handelsbewilligung für Hunde hat.
«Verkäufer auf Internetplattformen gaukeln den Interessenten oft vor, der Hund werde von einer Privatperson verkauft. Tatsächlich steckt dahinter aber ein organisierter Hundehandel», warnt Schärer. Das zeigten auch internationale Recherchen, die der Beobachter lancierte und 2019 veröffentlichte.
Solche Welpen leiden später
Die Käufer kann das teuer zu stehen kommen: Zu jung von der Mutter getrennt, zeigen die Hunde später ein problematisches Sozialverhalten. Ungeimpfte Welpen sind oft krank und müssen später für Tausende Franken medizinisch versorgt werden.
Die Tierrechtsorganisation Peta empfiehlt darum, grundsätzlich keine Welpen oder andere Tiere im Internet zu kaufen, sondern den künftigen Mitbewohner aus dem Tierheim zu adoptieren, um ihm eine zweite Chance zu geben.
Haustierdatenbank soll Kontrolle ermöglichen
Die Tierschützer von Vier Pfoten arbeiten dagegen an einer technischen Lösung, die den EU-weiten Online-Handel mit Haustieren überprüfbar machen soll.
Über einen automatischen Abgleich mit internationalen Haustierdatenbanken wird festgestellt, ob die Angaben eines Verkäufers korrekt sind. Nur dann ist es ihm möglich, ein Inserat auf einem Online-Marktplatz zu schalten. Dazu ist auch eine Kooperation mit den Marktplätzen erforderlich.
Erste Pilotversuche sind durchgeführt worden, auch in der Schweiz. Das System wurde auf Anibis.ch für in der Datenbank Amicus registrierte Hunde auf freiwilliger Basis angewendet. «Im Zeitraum eines Jahres sind über 2100 Mikrochipnummern überprüft worden. Das entspricht etwa 17 Prozent der Gesamtzahl der Inserate in der Kategorie Hund», sagt Yasmine Wenk, Kampagnen-Koordinatorin von Vier Pfoten.
Jetzt will die Organisation auch politisch erreichen, dass Chipnummern automatisiert überprüft werden müssen, bevor ein Inserat veröffentlicht werden darf. «Wir führen dazu auch Gespräche mit verschiedenen Schweizer Kleinanzeigen-Plattformen», so Wenk.