Seit Donnerstagmorgen ist Aussenminister Ignazio Cassis (61) in der Ukraine. Auf Twitter teilte der Bundespräsident ein Foto seiner Ankunft. Im Verlauf des Tages folgten weitere.
Der Besuch des höchsten Schweizers schlägt auch in Deutschland Wellen. «Herr Steinmeier, schauen Sie mal!» titelte «Bild» einen Artikel über Cassis und schrieb: «Die neutrale Schweiz zeigt Stärke in der Ukraine!»
Kritik an Steinmeier
Am Mittwoch wurde bekannt, dass Cassis' deutsches Pendant, Frank-Walter Steinmeier (66, SPD), den eigenen geplanten Besuch in Kiew abgesagt hat – aus Sicherheitsgründen. Cassis sprach dazu in einer Medienkonferenz mit Selenski und enthüllte, dass Steinmeier eigentlich mit ihm hätte in die Ukraine reisen wollen. Aber offenbar kamen die Teams zu unterschiedlichen Einschätzungen, was die Sicherheitslage betrifft.
CDU-Politiker werfen Steinmeier nun «kalte Füsse» vor und sprechen von einem «verheerenden Signal» und einer «Angsthasen-Absage». Mut und Solidarität gehe anders, schreibt Gitta Connemann (58), die Vorsitzende der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion, auf Twitter.
Auch andere beweisen Mut
Meinen könnte sie mit «anders» Ignazio Cassis, der mit seinem Besuch die Gespräche der Ukraine Recovery Conference weiterführen will, die im Juli stattfand. Nicht nur Cassis trotzt der Gefahr in der Ukraine. Am Mittwoch besuchte auch Griechenlands Aussenminister Nikos Dendias (63) Kiew.
Dies betonte auch ein ukrainischer Regierungsbeamter gegenüber «Bild»: «Während der Bundespräsident seinen Besuch absagt, gibt es viele internationale Diplomaten und Gäste, die gerade jetzt in der Hauptstadt Präsenz zeigen wollen.»
Kiew–Berlin, eine schwierige Beziehung
Für die Verhältnisse zwischen Berlin und Kiew ist die Absage Steinmeiers sicher schlecht. Diese waren seit dem Frühjahr durchzogen, weil Präsident Wolodomir Selenski (44) einen Besuch des deutschen Bundespräsidenten abgelehnt hatte.
Dass nun dieser die endlich erfolgte Einladung kurzfristig absagt, dürfte die Beziehung der beiden Länder nicht vereinfachen. (tom)