Der Schweizer Bundesanwalt Stefan Blättler (64) fordert, auch in unserem Land eine Kronzeugenregelung einzuführen. Denn Mafia-Mitglieder besitzen vermehrt den Schweizer Pass. Und nur wenn reuige Mafia-Mitglieder gegen Straffreiheit aussagen, kann man aus seiner Sicht effektiv gegen das organisierte Verbrechen vorgehen.
Die Mafia sei eine geschlossene Gesellschaft, führte Blättler im Interview mit den Tamedia-Zeitungen aus. Da komme man nicht mit einem verdeckten Ermittler aus Bern rein, der keinen Dialekt spreche, blond sei und blaue Augen habe. «Das können Sie vergessen.»
Italien machts vor
Kronzeugen würden der Schweiz bei der Bekämpfung der Mafia helfen, ist sich der Bundesanwalt sicher. In Italien nützen diese Leute der Strafverfolgung viel. Da braucht es dann ein Zeugenschutzprogramm. «Das haben wir bereits.»
Zwar hatte das Parlament 2017 eine Kronzeugenregelung abgelehnt, doch für Blättler ist das lange her. Aus seiner Sicht sollte man eine solche Regelung neu diskutieren. Sie sei zwar «kein Allheilmittel», aber sie helfe.
Laubers Nachfolger
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Die Schweiz habe die Wahl: «In Schönheit sterben und nichts tun. Oder Konzessionen machen, die das Rechtsempfinden tangieren.» Schliesslich müssten Kronzeugen nicht freigesprochen werden. «Man kann sie auch zum Reden bringen, wenn die Alternativen fünf statt 15 Jahre im Gefängnis sind», so Blättler, der das Amt seit Anfang 2022 innehat.
Zuvor war er langjähriger Berner Polizeikommandant. Sein Vorgänger Michael Lauber (57) hatte wegen der Affäre um seine informellen Treffen mit der Fifa-Spitze das Amt niedergelegt. (SDA/pt)