Den Entscheid des Bundesrats bekam Mario Fuchs (32) unmittelbar im Portemonnaie zu spüren. Der Student an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) hatte gerade erst seinen Nebenjob als Hilfskoch und Kellner in einer Eventlocation begonnen, als vergangenen Oktober die Corona-Massnahmen wieder verschärft wurden.
Plötzlich war er arbeitslos. «Dank der Unterstützung meiner Eltern und ein paar kleinen Jobs konnte ich mich knapp über Wasser halten», erzählt Fuchs. Er habe sich aber ein striktes Budget setzen müssen: «Mehr als 10 Franken durfte ich pro Tag nicht ausgeben.»
So wie Fuchs ging es in den vergangenen Monaten vielen Studierenden. Gastro, Kultur, Tourismus: Gerade die Branchen, die bei Studenten für Nebenjobs begehrt sind, wurden von der Pandemie besonders heftig getroffen. Zahlreiche Junge stehen plötzlich ohne Verdienst da.
Parlamentarier von SP bis FDP spannen zusammen
Ihnen soll der Bund nun unter die Arme greifen. SP-Nationalrätin Franziska Roth fordert den Bundesrat auf, Studierende oder Auszubildende finanziell zu unterstützen, die wegen der Corona-Krise in eine Notlage geraten sind. Damit soll verhindert werden, dass manche ihr Studium aus Geldmangel abbrechen müssen. Vorgeschlagen wird die Vergabe von zinslosen Darlehen à maximal 5000 Franken. Statt die Gesuche selbst zu bearbeiten, könnte das auch an eine Organisation oder Stiftung delegiert werden.
Die Forderung erhält im Parlament breite Unterstützung. Nationalrätinnen aus allen Fraktionen ausser der SVP haben den Vorstoss mitunterzeichnet, darunter auch die Parteichefs Gerhard Pfister (Mitte), Jürg Grossen (GLP) und Cédric Wermuth (SP). In der Kleinen Kammer hat SP-Ständerätin Eva Herzog dieselbe Forderung platziert und erhält dafür ebenfalls grossen überparteilichen Support.
«Es braucht eine nationale Lösung»
SP-Nationalrätin Roth hofft, dass das dem Bundesrat Druck aufsetzt, zu handeln. Die Studierendenverbände und die Stiftung Educa Swiss, die Bildungsdarlehen vermittelt, haben der Landesregierung bereits einen offenen Brief mit der gleichen Forderung geschrieben.
Zwar sind viele Hochschulen im vergangenen Jahr bereits tätig geworden und haben Nothilfe-Programme hochgezogen oder verstärkt. Aus Sicht der Verbände, ebenso wie der Parlamentarierinnen und Parlamentarier, reichen diese Angebote aber nicht aus. «Es braucht eine nationale Lösung, damit niemand zwischen Stuhl und Bank fällt», sagt SP-Nationalrätin Roth.
Grosse Unterschiede zwischen Unis
Heute gibt es grosse Unterschiede zwischen den Härtefall-Programmen der Hochschulen, was die Höhe der Unterstützung und die daran geknüpften Bedingungen betrifft. Einige vergeben Darlehen, andere nicht rückzahlbare Unterstützungsbeiträge.
Die Uni Luzern beispielsweise zahlt Studierenden in Notsituationen als Corona-Überbrückungshilfe 500 bis 1500 Franken. 2020 seien 36 Gesuche im Umfang von 42'900 Franken bewilligt worden, teilt die Universität auf Anfrage mit. Die Fondation ZHdK hat bis Ende vergangenen Jahres rund 160 Studenten rund 200'000 Franken Nothilfe ausbezahlt.
Uni Basel zahlte 800'000 Franken
Auch die Universität Basel hat zusätzlich zu den Härtefall-Stipendien, die man schon vor der Krise anbot, die Möglichkeit von kurzfristig beantragbaren Überbrückungsstipendien geschaffen. 35 solche Corona-Stipendien wurden bis heute vergeben. Zusammen mit den regulären Härtefall-Stipendien habe man im vergangenen Jahr rund 800'000 Franken ausgegeben, um Studierende in Notsituationen zu unterstützen.
Die Stiftung Educa Swiss vergibt derweil seit dem ersten Lockdown zinslose Darlehen an Personen in Aus- und Weiterbildung, die wegen der Corona-Krise in eine finanzielle Notlage geraten sind. Aktuell stünden dem Covid-19-Notfonds 600'000 Franken zur Verfügung, sagt Geschäftsführer Simon Merki. Davon seien bereits 350'000 Franken an rund 100 Personen ausbezahlt worden.