Bern laufen die Diplomaten davon. Zumindest der Stadt Bern. Denn diese hat am Dienstag ihre jährliche Bevölkerungsstatistik veröffentlicht und stellt fest: Es gibt einen auffälligen Rückgang beim diplomatischen Personal aus dem Ausland. Zu Ende des Corona-Jahrs leben 174 weniger Diplomaten, Personal und Angehörige aus dem Ausland in der Bundesstadt noch im Jahr zuvor – das sind über 10 Prozent weniger. «Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass Personen aus ausländischen Vertretungen die Schweiz verlassen haben, deren Stellen jedoch nicht ersetzt wurden», heisst es bei der Stadtberner Statistik. Man vermute, dass die Familienangehörigen einen wesentlichen Anteil ausmachen.
Laut den Bernern ist der Rückgang auch in Genf und Zürich zu beobachten. Definitiv bestätigen können das diese aber nicht, da in beiden Städten die Erhebungen für 2020 noch nicht fertig sind. Die Zürcher Statistikern haben aber vor allem im April und Mai deutlich weniger Jahresaufenthalter zugezogen als in den Jahren zuvor. Das habe sich in den Monaten darauf zwar wieder normalisiert, doch «aufgeholt» werde das nicht.
Budgetkürzungen wegen Corona
Genaue Zahlen dazu, welche und wie viele Staaten denn nun ihr Personal abgezogen haben, gibt es auch beim Aussendepartement (EDA) nicht. Das EDA führe dazu keine Statistiken, so ein Sprecher. Es sei aber durchaus möglich, dass Corona «einige Länder dazu gezwungen hat, Haushaltskürzungen vorzunehmen, diplomatisches und konsularisches Personal im Ausland zu reduzieren oder ihr Vertretungsnetz umzustrukturieren», wie ein EDA-Sprecher sagt.
Auswirkungen auf die Zusammenarbeit hat man aber nicht gespürt. Denn Corona-bedingt gebe es eine «allgemeine Verlangsamung» des regelmässigen Austausches. Die ohnehin schon langatmigen Diskussionen auf höchster Ebene dürften mit anderen Worten dank Corona noch so einiges langsamer geworden sein.
Schweizer Personal blieb vor Ort
Hat auch die Schweiz ihre Leute wegen Corona zurück in die Heimat geholt? Beim EDA winkt man ab. Es seien keine Mitarbeitenden abgezogen worden. «Die schweizerischen Auslandsvertretungen sind während der gesamten COVID-Periode operationell geblieben», so der Sprecher. Es gelte der Grundsatz, die Aufgaben auch angesichts der Coronapandemie so gut wie möglich zu erfüllen.
Eine der Aufgaben war, gestrandete Schweizer während des ersten Lockdowns nach Hause zu holen – rund 7600 Reisende auf 35 Rückholflügen. «Diese Rückholaktion für gestrandete Schweizer hätte ohne die tatkräftige Unterstützung der Mitarbeitenden unserer Auslandsvertretungen nicht durchgeführt werden können.»