Auf einen Blick
- Burkart spricht in «Sonntags-Zeitung» über einen Rücktritt – lässt jedoch Spielraum für Überlegungen
- Organisatorisch wäre ein Wechsel im FDP-Präsidium lang vor den nationalen Wahlen angebracht
- Freisinnige sind aufgeschreckt; gleichzeitig werden Burkart Ambitionen im Ständerat nachgesagt
In der FDP Schweiz sorgt eine Aussage von Parteipräsident Thierry Burkart (49, AG) gerade für Aufregung. In der «Sonntags-Zeitung» sagte er: «Ich werde als Parteipräsident spätestens nach den eidgenössischen Wahlen 2027 zurücktreten.»
Die scheinbar harmlose Meldung entpuppt sich in der Partei als Unruhestifter, wie CH Media berichtet. Denn Burkart signalisiere damit, dass er das Amt schon vor 2027 abgeben könnte.
Wann kommt der Rücktritt?
Das würde die Partei gehörig unter Druck setzten. Ein Parteipräsidium benötigt mindestens zwei Jahre, um nationale Wahlen vorzubereiten. Ein Wechsel wäre also schon diesen Sommer fällig. Auch die Mitte wählt im Sommer ein neues Parteioberhaupt, nachdem Gerhard Pfister (62, ZG) vergangene Woche seinen Rücktritt angekündigt hat.
Auf Anfrage sagt Burkart zwar, dass er aktuell nicht die Absicht habe, als Präsident der FDP vor den Wahlen 2027 zurückzutreten. Mit dem Wörtchen «aktuell» halte sich der Präsident aber alle Optionen offen, schreibt CH Media.
FDP-Vertreter sind aufgeschreckt
«Es wäre schlimm, wenn wir schon wieder einen neuen Parteipräsidenten suchen müssten», wird ein freisinniger Nationalrat zitiert. Und im Parlament hätten einige den Eindruck, dass Burkart damit hadere, dass der Umbau der Partei nicht so schnell gehe, wie er sich das vorgestellt habe, heisst es weiter.
Andere FDP-Parlamentarier erinnern hingegen daran, dass Burkart nach den Wahlen 2023 ermattet gewirkt habe. Damals kursierten in der Partei Gerüchte um einen Rücktritt. 2024 liess er sich aber für zwei weitere Jahre im Amt bestätigen.
Als Nachfolger von Keller-Sutter gehandelt
Dem Aargauer Ständerat werden verschiedene politische Ambitionen nachgesagt. Burkart ist in diesem Jahr Ersatz-Stimmenzähler in der kleinen Kammer. Das gilt als erste Stufe zum Ständeratspräsidium. Mit dem gängigen Turnus wäre Burkart ab 2027 zweiter Vizepräsident, im Dezember 2028 würde er dann an die Spitze des Ständerats gewählt.
Das Amt gilt auch als Sprungbrett in den Bundesrat. Burkart könnte aber wohl erst als Bundesrat kandidieren, wenn Karin Keller-Sutter (61) zurücktritt. Als Nachfolge für ihren FDP-Parteikollegen Ignazio Cassis (63) wäre jemand aus der Romandie oder dem Tessin vorgesehen.