Partei straft Abweichler ab
Das sagt FDP-Nationalrat Jauslin zum Rauswurf aus der Umweltkommission

FDP-Nationalrat Matthias Jauslin muss seinen Sitz in der Umwelt- und Energiekommission unfreiwllig räumen. Er sei der Parteispitze zu wenig auf Parteilinie gewesen, sagt der degradierte Nationalrat nun in einem Interview.
Publiziert: 16.12.2023 um 12:22 Uhr
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FDP-Nationalrat Matthias Jauslin muss seinen Sitz in der Umwelt- und Energiekommission räumen.
Foto: keystone-sda.ch

Der Rauswurf von FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (61) aus der Umwelt- und Energiekommission war ein Knall: Jauslin vertritt den Kanton Aargau seit 2015 im Nationalrat. Als Unternehmer und Geschäftsführer eines Elektroinstallationsbetriebs schien er wie gemacht für die Arbeit in der wichtigen Kommission, die sich mit Themen wie der Energiewende und -Sicherheit befasst.

Dem FDP-Nationalrat wurde nun aber zum Verhängnis, dass er sich zu sehr für Umweltthemen eingesetzt hat. «Fraktionspräsident Cottier hat mir mitgeteilt, ich weiche bei Energie- und Umweltfragen zu stark von der Parteilinie ab. Zudem wurde mein Engagement zugunsten von Landschaftsschutz und Biodiversität kritisiert», äusserst sich Nauslin nun im Interview mit CH Media über seinen Rauswurf. 

«Soziale Kontrolle»

Was man in der Parteileitung von Abweichlern hält, machte Parteipräsident Thierry Burkhart (48) nach der Bundesratswahl am Mittwoch klar: Man habe bei den FDP-National- und Ständeräten genau darauf geschaut, dass sie einen der zwei Kandidaten vom SP-Ticket wählen. Die FDP-Parlamentarier hätten sich gegenseitig auf die Wahlzettel gespickt. Es gebe eine Art «soziale Kontrolle», so Burkhart. 

Der Zeitpunkt für Jauslins Degradierung dürfte kein Zufall sein. Die Grünen erhielten bei den jüngsten Parlamentswahlen nur mehr 9,4 Prozent der Stimmen, büssten damit also 3,8 Prozentpunkte ein. Aus Sicht der FDP-Fraktionsspitze der ideale Zeitpunkt, um einen der letzten Vertreter des Öko-Flügels zu zurückzustutzen.

«Meine Position passt nicht allen in der Partei»

An seiner Stelle sitzt neu mit Christian Wasserfallen ein klarer Befürworter der Atomenergie in der Kommission. Er sei kein fundamentaler Gegner der Kernkraft, betont Jauslin im Interview: «Ich sage aber ehrlich, dass wir eine Stromlücke nicht kurzfristig mit neuen Kernkraftwerken schliessen können. Das war bis anhin auch die Position der FDP.» Doch die vierte Generation der Atomkraftwerke sei schlicht noch nicht marktreif. Zudem fehle es an Investoren für solche Anlagen. «Aber klar, meine Position passt nicht allen in der Partei», räumt Jauslin ein. 

Der FDP-Nationalrat wird künftig in der Verkehrs- und Fernmeldekommission sitzen. (smt)

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