Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) sieht das Verhältnis zu seiner Partei nach seiner wilden Kandidatur als Bundesrat nicht zerrüttet. «Ich bin Mitglied der Sozialdemokratischen Partei; im Moment sehe ich keinen Grund, das zu ändern», sagte er in einem Interview mit der «NZZ».
Er gibt jedoch zu, dass er in seiner Fraktion absolut keinen Rückhalt hatte. Er sei nicht auf das Ticket gewählt worden. «Ich habe das akzeptiert.»
Bei der Bundesratswahl am Mittwoch habe er seinen Verzicht deswegen nicht erklärt, weil er zu wenige Stimmen für das absolute Mehr holte. «Es ging mir aber auch ums Prinzip. Diese Ticket-Doktrin geht zu weit», sagte Jositsch zur «NZZ».
«Ich bin ziemlich entspannt»
«Wenn ich am Mittwoch aufgestanden wäre und gesagt hätte, ich würde im Fall einer Wahl auf das Amt eines Bundesrats verzichten, wäre das zu einem Dogma geworden», so Jositsch weiter mit Blick auf das Bundesrats-Ticket der Fraktionen. «Die Freiheit der Bundesversammlung muss aber gewährleistet bleiben.» Die Ticket-Diskussion werde bei der nächsten Bundesratswahl anders geführt, zeigte sich der Zürcher Ständerat überzeugt.
Das Amt des Bundesrats hätte ihn gereizt, sagte Jositsch. «Aber ehrlich gesagt, bin ich ziemlich entspannt. Vielleicht ist es ganz gut, bin ich nicht Bundesrat geworden.» Das Amt sei ein «enormer Verschleissjob». Und trotzdem: «Wenn Beat Jans morgen zurücktritt, würde ich noch einmal kandidieren. Aber davon gehe ich nicht aus.»
Dass es von den Genossen Stimmen gegeben habe, die sich über sein Verhalten genervt hätten, sieht Jositsch gelassen. «Man muss nicht in die Politik gehen, um Freunde zu finden.» (SDA/neo)