«Da gibt es eine gewisse Sozialkontrolle»
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Burkart über Jositsch-Stimmen:«Da gibt es eine gewisse Sozialkontrolle»

Nach Vertrauensbruch mit Genossen
Jositsch soll bei SP zu Kreuze kriechen

Die Enttäuschung über das Verhalten von Daniel Jositsch ist riesig. Die Partei des Zürcher Ständerats sucht nach einer Basis, wie sie weiter mit ihm kutschieren kann. Die SP sieht nun ihn in der Pflicht, sich zu erklären.
Publiziert: 15.12.2023 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2023 um 09:56 Uhr
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Findet die Partei eine Basis für die weitere Zusammenarbeit mit Daniel Jositsch?
Foto: Keystone

Wenn die Ehe zerrüttet ist, heisst es: Scheidung! So einfach ist das in der Praxis nicht. Eine Trennung ist kompliziert, brächte oft Nachteile. So bleibt man zusammen. Und wie ist das in der Politik?

Selbst in der heiklen Beziehung wie bei Ständerat Daniel Jositsch (58) und der SP läuft es auf ein Arrangement hinaus. Die Fraktionsleitung will sich zwar nicht zur Causa äussern und der Zürcher sagt nur freundlich «grüezi», doch hinter vorgehaltener Hand betonen Parteimitglieder, eine Trennung bringe nichts.

Schon zum zweiten Mal

Und das tun die SPler in unterschiedlicher Art: Von «es war von ihm nicht anders zu erwarten», bis «man wird sich wieder zusammenraufen» sind viele Wortmeldungen dabei. Vor einem Jahr, bei der Nachfolge für SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63), hatte Jositsch die Seinen bereits enttäuscht.

Die Vorgabe war damals, dass es eine Frau sein müsse. Es kam zu einem Abendessen bei Jositsch, nach dem man glaubte, er habe verstanden, dass er zuwarten muss. Umso grösser die Verwunderung, als er weiterhin alles dafür tat, um in die Regierung einzuziehen. Hätte er damals eingelenkt, er wäre heute Bundesrat.

Weil er jedoch damals wie heute nicht erklärte, er stünde nicht zur Wahl, ist das Tischtuch zerrissen. Irritiert sind selbst die wenigen in der SP-Fraktion, die noch an Jositsch glaubten. Nun sind gerade sie zutiefst enttäuscht.

«Wie naiv kann man sein?»

Er habe doch gesehen, wie schlecht seine Aktion vergangenes Jahr ankam. Doch mit säuerlicher Miene verharrte Jositsch hinten im Nationalratssaal. Ausserhalb Zürichs schüttelt man aber auch über seine Helfer den Kopf: «Wie naiv kann man sein?», fragen diejenigen, die schon immer gewusst haben wollen, dass sich Jositsch charakterlich nicht zum Bundesrat eignet.

Die Partei versucht jetzt alles, um nach vorn zu schauen. Dass sie mit Beat Jans (59) einen neuen Bundesrat hat, der Zuversicht verströmt, sympathisch wirkt und – anders als Jositsch – auf Parteilinie ist, sorgt für gute Stimmung.

Hinter den Kulissen sucht man aber nach einer Basis mit dem Zürcher, der in vier Jahren wohl sowieso Politikrentner sei. Verzeihen kann ihm derzeit niemand, es brauche Gespräche. Jetzt müsse aber von ihm ein Anlauf dazu kommen.

Kein zweiter Znacht

Schliesslich gibt es genug SPler, die einzig noch Kraftausdrücke für Jositsch übrig haben. Dazwischen finden sich einige, für die es unverständlich ist, dass er zweimal denselben Fehler machte. Doch für alle braucht es diesmal mehr als eine halbherzige Entschuldigung.

Ein zweites Abendessen reiche da längst nicht, zumal Jositschs Kochkünste in etwa seiner Verlässlichkeit entsprechen würden.

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