Nationalrat wechselt zur GLP
So kam es zum Bruch zwischen der FDP und Jauslin

Knall auf Fall verlässt Nationalrat Matthias Jauslin die FDP und politisiert künftig in Bundesbern für die Grünliberalen. Seine Beziehung zum Freisinn ist aber schon länger schwierig. Die Hintergründe.
Publiziert: 09.01.2025 um 20:25 Uhr
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Matthias Jauslin hat die Nase voll – er hat seine politische Heimat, die FDP, per sofort verlassen.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Nationalrat Matthias Jauslin verlässt FDP und wechselt zur GLP
  • Jauslin stand in Konflikt mit FDP-Hardlinern wegen Umwelt- und Energiepositionen
  • 2019 kämpfte Jauslin gegen Burkart um Ständeratssitz, verlor mit deutlichem Rückstand
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Es ist eine Trennung mit Ansage: Nationalrat Matthias Jauslin (62) verlässt seine bisherige Partei, die FDP, und politisiert ab sofort für die Grünliberalen. Das teilte er am Donnerstag mit.

Die Trennung kommt nicht aus dem Nichts. Es gab schon länger Spannungen zwischen den beiden Seiten. Letztes Jahr warf ihn seine Fraktion aus der Umweltkommission – und setzte an seiner Stelle den Berner Christian Wasserfallen (43) ein. 

In FDP-Kreisen wurde der Wechsel hinter vorgehaltener Hand als «Strafversetzung» bezeichnet. Jauslin selbst äusserte damals gegenüber der «NZZ» die Vermutung, dass sein Einsatz für den Umweltschutz der Grund für seinen Ausschluss war: «Man will den Öko-Flügel stutzen.» FDP-Fraktionschef Damien Cottier (49) habe ihm mitgeteilt, dass seine Positionen bei Energie- und Umweltfragen zu weit von der Parteilinie abwichen.

Regelmässig gegen eigene Partei gestimmt

Jauslin stand unter anderem dem schnellen Bau neuer Atomkraftwerke skeptisch gegenüber, sprach sich gegen die Lockerung von Wolfs- und Landschaftsschutzgesetzen aus und unterstützte eine Elternzeit von 18 Wochen für beide Elternteile – alles im Widerspruch zur offiziellen FDP-Haltung.

Zusätzlich ist Jauslin Stiftungsrat der Stiftung für Landschaftsschutz – ein Engagement, das er mit seinem neuen GLP-Fraktionskollegen Beat Flach (59) teilt.

Dass das Vertrauensverhältnis zwischen Jauslin und der FDP zerrüttet war, zeigt sich auch daran, wie der Parteiwechsel ablief. Jauslin suchte vor seinem Schritt keinen persönlichen Dialog mit der FDP-Spitze, sondern informierte sie lediglich schriftlich über seinen Entscheid.

FDP mit Seitenhieb

Die Reaktion der FDP fiel kühl aus. «Den Entscheid von Matthias Jauslin nehmen wir zur Kenntnis», heisst es in der offiziellen Medienmitteilung. Die Partei konnte sich einen Seitenhieb zudem nicht verkneifen: «Wir hätten es begrüsst, wenn Matthias Jauslin diesen Schritt konsequenterweise vor den eidgenössischen Wahlen vor rund einem Jahr vollzogen hätte.» Damit unterstreicht die FDP ihren Standpunkt, dass der Nationalratssitz eigentlich ihr zustehe.

Jauslins Abgang verdeutlicht, welchen Kurs FDP-Präsident Thierry Burkart (49) einschlägt: Die Partei entfernt sich von dem moderaten ökologischen Kurs, den einst Ständerätin Petra Gössi (48) oder der frühere Solothurner Nationalrat Kurt Fluri (69) geprägt hatten. Stattdessen steuert Burkart auf eine wirtschaftsliberalere Linie zu.

Dass Jauslin und Burkart keine einfache Beziehung haben, zeigte sich schon 2019. Beide kämpften damals um den Ständeratssitz von Philipp Müller (72), den Burkart schliesslich mit deutlichem Vorsprung für sich gewinnen konnte.

FDP-Mitglieder spekulierten am Donnerstag, ob Jauslin bei den Wahlen überhaupt noch für die Partei hätte antreten dürfen. Sein Wechsel zur GLP scheint daher weniger ein plötzlicher Bruch als vielmehr die Konsequenz einer schleichenden Entfremdung zu sein.

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