Wahlsensation in der Waadt
Diese beiden Schwestern mischen gerade die Politik auf

Die Zugerin Valérie Dittli (29) wurde am Sonntag in einem Kopf-an-Kopf-Rennen in den Regierungsrat des Kantons Waadt gewählt. Nun will es ihr ihre Schwester im Kanton Zug gleichtun.
Publiziert: 11.04.2022 um 17:25 Uhr
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Die beiden Schwestern stehen sich nah – und sind bald beide Regierungsrätinnen? Laura Dittli (rechts) kandidiert in Zug für die Exekutive.
Foto: keystone
Sophie Reinhardt

Ihre Wahl in die Regierung war die Überraschung vom Sonntag: Mit Valérie Dittli (29) wurde ein Politikneuling in die Waadtländer Kantonsregierung gewählt. Und so wurde aus dem ursprünglich geplanten Dankesessen am Sonntagabend eine Wahlfeier mit Freunden und Familie in einem Restaurant.

Dass die junge Frau gewählt wurde, kommt einer politischen Sensation gleich. Denn der Mitte-Partei kommt in der Waadt kaum eine Bedeutung zu, im Parlament ist die Mitte gar nicht erst vertreten. Zudem lebt Dittli erst seit ein paar Jahren in der Waadt und hatte dort noch nie ein politisches Amt inne - und ist deshalb der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt.

Nach Lausanne gezogen war die Deutschschweizerin vor wenigen Jahren, um ihr Jurastudium abzuschliessen. Sie sei noch immer gerührt und dankbar, sagt die Jungpolitikerin am Montag nach ihrer Wahl.

Von der Hobby- zur Berufspolitikerin

Dittli dürfte eine der jüngsten Politikerinnen und Politiker sein, die je den Sprung in eine kantonale Regierung geschafft haben. «Meine Wahl ist auch ein Zeichen dafür, dass meine Generation bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.»

Die Newcomerin überflügelte die bisherige SP-Bildungsvorsteherin Cesla Amarelle (48). Die holte knapp 4500 Stimmen weniger als Dittli und wurde abgewählt. Damit verlor Links-Grün die Mehrheit im siebenköpfigen Staatsrat, nach immerhin zehnjähriger Dominanz.

Schwester will auch in die Regierung

Politisch engagiert ist auch Valéries Schwester Laura Dittli (31). Sie ist Kantonsrätin in Zug und kandidiert im Herbst ebenfalls als Regierungsrätin. Einen Ratschlag für eine erfolgreiche Wahl an ihre Schwester hat Valérie Dittli nicht: «Sie hat genug Erfahrung, ich bin mehr als Unterstützung für sie da.»

Aufgewachsen sind Laura und Valérie Dittli in Oberägeri im Kanton Zug. Mitte-Präsident Gerhard Pfister (59) wohnt im selben Dorf. Hat er die beiden Schwester politisiert?

Das sei eher die Diskussion um den Milchpreis am Familientisch gewesen, sagen die Schwestern. Valérie Dittli bezeichnet sich zudem als grosse Bewunderin der ehemaligen Mitte-Bundesrätin Doris Leuthard (59).

Vorerst nicht Anwältin

Der Vater der Schwestern betreibt einen Bio-Hof mit Milchkühen, weshalb Laura und Valérie auch Traktor fahren können. Die Ostertage verbringen die Schwestern denn auch auf dem Bauernhof, wo sie gelegentlich mithelfen. Beruflich haben sich die Dittli-Schwestern beide aber für ein Jura-Studium entschieden.

Doch der Wahlerfolg am Sonntag bedeutet vorerst die Sistierung der Anwaltskarriere von Valérie Dittli: Die Anwaltsprüfung wäre im Oktober angestanden, doch nun beginnt sie am 1. Juli ihre Arbeit als Regierungsrätin. «Die Prüfung muss erstmal warten, ich schliesse nicht aus, sie irgendwann nachzuholen.»

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