Es ist eine erneute SP-Niederlage – mittlerweile eine von vielen in den vergangenen Wochen und Monaten. Seit den nationalen Wahlen 2019 gingen der SP in den Kantonen insgesamt 45 Mandate flöten – so viele wie keiner anderen Partei.
Nachdem die Sozialdemokraten bereits vor drei Wochen bei den Waadtländer Parlamentswahlen schmerzliche Verluste hinnehmen mussten, folgt nun im zweiten Gang der Regierungswahlen gleich der nächste Rückschlag: Die bisherige SP-Bildungsdirektorin Cesla Amarelle (48) wurde deutlich abgewählt.
Den Bürgerlichen ist mit ihrem geeinten Auftritt ein Coup gelungen: Sie können gleich vier ihrer fünf Kandidaten platzieren – und übernehmen nach zehnjähriger Dominanz von Links-Grün damit neu die Mehrheit im siebenköpfigen Staatsrat.
Die bisherige FDP-Staatsrätin Christelle Luisier hatte als Einzige bereits in der ersten Runde am 20. März die Wahl geschafft. Daneben haben sich auch die beiden FDP-Nationalräte Isabelle Moret (51) und Frédéric Borloz (55) einen Regierungssitz geschnappt.
Geradezu eine Sensation ist die Wahl von Valérie Dittli: Die im Kanton Zug aufgewachsene 29-Jährige hat nicht nur keine Regierungs- oder Parlamentserfahrung, ihre Mitte-Partei spielt in der Waadt ansonsten auch nur eine Nebenrolle. Im Grossen Rat ist sie gar nicht vertreten.
Wermutstropfen für die Bürgerlichen: SVP ohne Erfolg
«Es ist auch für mich eine grosse Überraschung. Ich kann kaum begreifen, was mit mir geschieht», sagte die bis vor kurzem noch weitgehend unbekannte Dittli nach der Wahl gerührt. Einziger Wermutstropfen aus bürgerlicher Sicht. Die SVP bleibt erneut erfolglos. Ihr Kandidat Michaël Buffat (42) landete mit klarem Abstand auf dem letzten Platz.
So konnten die bisherigen SP-Staatsrätinnen Nuria Gorrite (51) und Rebecca Ruiz (40) ihre Sitze verteidigen. Sie hatten in den Städten kräftig Boden gemacht und lagen am Schluss sogar an der Spitze des zweiten Wahlgangs. Der Grüne Vassilis Venizelos (44) rangierte auf Platz 5 und zieht neu in die Kantonsregierung ein. Er erbt den Sitz von der bisherigen Staatsrätin Béatrice Métraux (66) an, die Ende Juni in den Ruhestand geht.
Und dennoch: Die SP ist sogar noch mit einem blauen Auge davongekommen. Denn nach dem ersten Wahlgang hatten die Bürgerlichen sogar gleich fünf der sieben Regierungssitze besetzt. Zumindest einen davon konnte ihnen Links-Grün doch noch abluchsen. Die abgewählte Cesla Amarelle allerdings wird das wenig trösten.(SDA/dba)