Vorwurf: Greenwashing
Konsumentenschutz stellt Schweizer Firmen an den Pranger

Der Konsumentenschutz reicht Beschwerden gegen Coca‑Cola Schweiz, Hipp, Swisscom und fünf weitere Unternehmen ein. Ihm sind die die Klima-Werbeaussagen dieser Unternehmen ein Dorn im Auge.
Publiziert: 07.07.2023 um 14:44 Uhr
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«Hier werden Konsumentinnen und Konsumenten in die Irre geführt», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

«Schönfärberei und haltlose Behauptungen in Bezug auf Klimafreundlichkeit»: Der Konsumentenschutz hat beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gegen acht Unternehmen Beschwerde wegen unlauterem Wettbewerb beziehungsweise Greenwashing eingereicht. Der Vorwurf: «Sie führen die Konsumentinnen und Konsumenten in die Irre», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes.

Zu den Unternehmen zählen unter anderem der Getränkehersteller Coca-Cola Schweiz, die Swisscom und der Zoo Zürich, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. So bewerben die Firmen etwa Handyabos als «klimaneutral», Heizöl als «CO2-neutral» oder Kinderbrei sogar «klimapositiv». Solche Aussagen zu ihrer CO2-Reduktion und -Emissionen seien nicht nachvollziehbar, kritisiert der Konsumentenschutz.

Werbeaussage nicht nachweisbar

Zudem reichte der Konsumentenschutz bei der Schweizerischen Lauterkeitskommission Beschwerde wegen unlauterer Werbung gegen das Reiseunternehmen Elite Flights, Babybrei-Hersteller Hipp und den Energielieferanten Kübler ein.

Der Konsumentenschutz macht die Beschwerde an fünf Gründen fest: So könne die Werbeaussage teils nicht nachgewiesen werden, weil etwa Angaben zu den CO2-Emissionen des Unternehmens sowie zu den CO2-Reduktionen fehlten oder unvollständig seien, heisst es im Artikel. Und weiter: «Viele Kompensationsprojekte ändern nicht viel an der tatsächlichen CO2-Konzentration in der Atmosphäre», heisst es in der Begründung des Konsumentenschutzes.

Studie stützt Konsumentenschutz

Eine aktuelle, bisher allerdings noch nicht unabhängig begutachtete Studie der ETH Zürich, der University of Cambridge und der Harvard University stützt diese Kritik. Erstmals habe man systematisch alle verfügbaren Studien zur freiwilligen CO2-Kompensation ausgewertet und zusammengefasst, wird Benedict Probst von der ETH Zürich, der leitende Autor der Studie, zitiert.

So sei man zum Schluss gekommen, dass ungefähr 88 Prozent der existierenden freiwilligen Kompensationsprojekte nicht wirklich zu Emissionsreduktionen beitrugen. Klimaschutzzertifikate würden nicht liefern, was sie versprechen.

Seco wird Vorwürfe prüfen

Mit den Beanstandungen des Konsumentenschutzes konfrontiert, haben einige der Firmen im «Tages-Anzeiger» darauf hingewiesen, dass die eigenen CO2-Reduktionen Vorrang hätten vor der Kompensation mit CO2-Zertifikaten. Andere wiederum finden, dass der Begriff «klimaneutral» hinterfragt werden müsse.

Die Beschwerde des Konsumentenschutzes bedeutet nicht automatisch, dass die Unternehmen auch wirklich unlauteren Wettbewerb begangen haben. Das Seco wird die Vorwürfe nun prüfen. (oco)


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