Plötzlich teurer – «das grenzt an Irreführung»
Aber hallo, Yallo!? Von wegen «lebenslanger Rabatt»

Yallo, die Billig-Tochter von Sunrise, erhöht die Preise. Obwohl sie Kundinnen und Kunden einen lebenslangen Rabatt verspricht. Das sorgt für Verwirrung. Viele Kunden verstehen die Welt nicht mehr. Beim Konsumentenschutz sind erste Beschwerden eingegangen.
Publiziert: 19.05.2023 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 14:30 Uhr
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Telekom-Anbieter kämpfen mit allen Mitteln um neue Kundinnen und Kunden.
Foto: plainpicture/Etsa
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Was für verlockende Angebote! Nach wie vor versuchen die Netzbetreiber, sich gegenseitig mit aggressiven Sonderangeboten die Kundschaft abzujagen. Teilweise gibt es Preisabschläge von 70 Prozent, die ein Leben lang gültig sind. Wer möchte das nicht?

Aber hallo, Yallo! Ein freches Angebot hat die Sunrise-Billigtochter lanciert. Für 14.95 Franken gibts Internet, Kabel-TV und Wifi. Klar: Damit will Yallo neue Kunden gewinnen. «Du behältst den Rabatt so lange, wie du Kunde mit diesem Produkt bist», verspricht Yallo vollmundig in der Werbung.

Pikant: Kunden wurden in den vergangenen Tagen informiert, dass die Yallo-Preise erhöht werden. Inflationsbedingt. Und zwar um einen Franken pro Monat. Besagtes Abo kostet also 15.95 Franken. Auch bei Blick melden sich Leserinnen. Sie berichten, dass sie für ihr Handy-Abo – ein Black-Friday-Angebot für 24.95 Franken – bald monatlich 25.95 Franken berappen sollen.

Inflation wird vorgeschoben

«Als Konsequenz der erhöhten Kosten durch die Inflation werden wir die Preise für alle unsere Handy- und Internet-Abos anheben. Dadurch erhöht sich der Preis deines monatlichen Abos ab 1.7.2023 um einen Franken», heisst es im Yallo-Kundenschreiben, das Blick vorliegt.

Tönt nach nicht viel. Und doch. Wer mit 16 Jahren ein Abo abschliesst, Yallo treu bleibt und 86 Jahre alt wird, den kostet die Vertragsanpassung immerhin 840 Franken. Damit nicht genug: Es dürfte durchaus nicht die letzte Erhöhung sein. Yallo teilt mit: «Wir passen die AGB mit einem Zusatz zur Inflation an. Auf dessen Basis kann bei den Preisen für Dienstleistungen einmal jährlich eine Anpassung an die Teuerung erfolgen. Als Referenz gilt der Landesindex der Konsumentenpreise.»

«Grenzt an Irreführung»

Beim Konsumentenschutz sind bereits Beschwerden eingegangen im Zusammenhang mit der Werbung mit einem Spezialpreis, der ein Leben lang gelte. «Es ist unbefriedigend, dass Yallo sich auf den Standpunkt stellt, der Rabatt bleibe gleich, während sich die monatlichen Gebühren erhöhen würden», sagt Daniela Mauchle (37), Leiterin Recht bei der Stiftung für Konsumentenschutz. Wenn man jedoch genau hinschaue, spricht Yallo nicht von einem lebenslang gleichbleibenden Preis, sondern von einem lebenslangen Rabatt.

«Ein solches Vorgehen grenzt unseres Erachtens an Irreführung. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Verstoss gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) handelt, müsste ein Gericht entscheiden», sagt Mauchle. Und: «Wir raten Konsumentinnen und Konsumenten, sich nicht von reisserischen Werbeaussagen beeinflussen zu lassen, sondern die Angebote und Abo-Preise zum Beispiel auf Dschungelkompass.ch zu vergleichen.»

«Kunden verstehen die Welt nicht mehr»

Telecom-Experte Ralf Beyeler (44) vom Vergleichsdienst Moneyland weiss: «Seit einiger Zeit schreiben Yallo, aber auch Anbieter wie die Swisscom-Tochter Wingo, von lebenslangem Rabatt. Früher wurde der Begriff lebenslanger Preis verwendet.» Für den Kunden sei der Unterschied kaum wahrzunehmen.

«Wenn die Anbieter mit lebenslangem Rabatt werben, werden viele Kunden es so verstehen, dass dieser Preis für immer gilt. Wenn jetzt plötzlich der Preis erhöht wird, verstehen sie die Welt nicht mehr», sagt Beyeler. «Ich persönlich empfinde die Erhöhung als unfair.» Sein Tipp: «Wer vergleicht, der kann die Preiserhöhungen wegen der Inflation am leichtesten umgehen.»

«Am lebenslangen Rabatt ändert sich nichts»

Was sagt Yallo? «Wir haben verschiedene Promotionen, die einen lebenslangen Rabatt auf den Listenpreis anbieten», sagt Sprecherin Séverine de Rougemont. Die Kunden würden langfristig von einem deutlich tieferen Tarif profitieren. Die wiederkehrende monatliche Gebühr aller Yallo-Mobile- und Internet-Abos würden um einen Franken erhöht. «Der Rabatt, der während einer Promotion gewährt wurde, bleibt unverändert und wird von der neuen monatlichen Grundgebühr abgezogen», erklärt sie.

Dann kommt sie zu des Pudels Kern: «Ein lebenslanger Rabatt bedeutet, dass sich für Kundinnen und Kunden, bei einer Steigerung der monatlichen Grundgebühr für ein Abonnement, am lebenslangen Rabatt nichts ändern wird.»

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