Auf einen Blick
- Ruag wird von deutscher Flugzeugfirma GAE auf 40 Millionen Euro Schadenersatz verklagt
- GAE wirft Ruag Bilanzfälschung bei Übernahme der Tochterfirma Ruag Aerospace Services GmbH vor
- Ruag bestreitet die Vorwürfe
Vor dreieinhalb Jahren übernahm die deutsche Flugzeugfirma General Atomics Europe (GAE) die Ruag Aerospace Services GmbH, eine Tochterfirma des Schweizer Rüstungskonzerns Ruag. In Bayern stellte die Schweizer Firma das Propellerflugzeug Do228 her und wartete diverse Fluggeräte. Ein Verlustgeschäft – der Betrieb war im Defizit und hatte zuvor jahrelang Dutzende Millionen Franken verloren.
Nun erhebt GAE schwere Vorwürfe: Die Ruag habe sie beim Verkauf über den Tisch gezogen. Das Vermögen der Tochterfirma sei in den offiziellen Geschäftsbüchern um mindestens 40 Millionen Euro zu hoch ausgewiesen worden. Die GAE hat die Ruag deshalb im August vor dem Landgericht München II eingeklagt, wie Recherchen des «Tages-Anzeigers» zeigen.
Mängel im Flugzeugbestand
GAE ist der europäische Ableger des amerikanischen Rüstungs- und Technologiekonzerns General Atomics. Laut GAE-Chef Harald Robl habe Ruag den Jahresabschluss 2019 gefälscht, der als Grundlage für den Verkauf gedient hat.
Die Flugzeuge sollen etwa verschiedene Mängel aufgewiesen haben. Ein verbeulter Flugzeugrumpf sei laut Robl unbrauchbar, im Jahresabschluss aber mit 2 Millionen Euro beziffert. Weiter gebe es alte Triebwerke oder fast wertlose Flugzeugteile, die zum Neuwert aufgeführt würden. Mängel habe es auch bei früheren Lieferungen gegeben, bei denen die Ruag zum Beispiel die Ausgaben nicht korrekt ausgewiesen haben soll.
Ruag International bestreitet Vorwürfe
Ehemalige Mitarbeiter der Ruag Aerospaces Services bestätigen Robls Verdacht laut dem «Tages-Anzeiger». Sie seien dazu aufgefordert worden, nicht über bestehende Mängel im Bestand zu sprechen und Probleme möglichst kleinzureden, so ein früherer Kadermann, der anonym bleiben möchte.
Ruag International, der Teil des Rüstungskonzerns, der vom Finanzdepartement kontrolliert wird und zu der die Tochterfirma gehörte, bestreitet die Vorwürfe hingegen. Sie seien intern geprüft und als haltlos befunden worden. Der Jahresabschluss sei von einer Wirtschaftsprüfungsfirma testiert worden und General Atomics im Rahmen der Due Diligence vorgelegt und nicht angezweifelt worden. Weiter habe die Ruag keine Kenntnis davon, dass GAE rechtliche Schritte eingeleitet habe.