Die Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock ist für die Schweizer Aussenpolitik ein Ausnahme-Ereignis. Doch es ist nicht das erste Mal, dass hochrangige Verhandlungen hierzulande stattfinden. Ein Blick zurück auf sechs Momente, in denen die Welt gebannt auf die Schweiz blickte.
Waffenstillstand auf dem Bürgenstock
Der Bürgenstock steht nicht zum ersten Mal im Fokus der Weltpolitik. 2002 fanden im Hotel mit Blick auf den Vierwaldstättersee Verhandlungen für einen vorübergehenden Waffenstillstand im Südsudan statt. Zu diesem Zeitpunkt tobte bereits seit fast 20 Jahren ein Bürgerkrieg. Unter Schweizer Vermittlung einigten sich Vertreter der Regierung und Rebellen aus dem Südsudan. Es war der Grundstein für das Friedensabkommen, das drei Jahre später in Kenia abgeschlossen wurde.
Wiedervereinigung gescheitert
2004 reiste auch der damalige Uno-Generalsekretär Kofi Annan nach Nidwalden, um auf dem Bürgenstock zwischen der Türkei und Griechenland zu vermitteln. Hintergrund war der Zypernkonflikt. Ab 2016 fanden in der Schweiz – auf dem Mont-Pèlerin bei Vevey VD, in Genf und in Crans-Montana VS weitere Verhandlungsrunden mit dem Ziel der Wiedervereinigung. Sie alle verliefen allerdings ergebnislos. Bis heute ist die Mittelmeerinsel geteilt.
Mord an der Friedenskonferenz
Schon viele Jahrzehnte zuvor hatten Türkinnen und Türken gebannt in die Schweiz geblickt. Am 24. Juli 1923 unterzeichneten die Siegermächte des Ersten Weltkriegs und die Türkei den «Vertrag von Lausanne», der die Grenzen im Nahen Osten neu definierte. Die Verhandlungen dauerten acht Monate – und gelten als der erste diplomatische Grossanlass, der in der Schweiz stattgefunden hat.
Einer, der alles andere als reibungslos verlief. Ein Diplomat der sowjetischen Delegation wurde während der Konferenz in einem Hotel erschossen. Der Mörder wurde in einem umstrittenen Prozess freigesprochen – was zu einer diplomatischen Krise zwischen der Schweiz und der Sowjetunion führte.
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Zwei Lager, zwei Tische
Im selben Raum, aber nicht am selben Tisch, ohne direkt ein Wort miteinander zu wechseln. Unter diesen Bedingungen waren die syrische Regierung und die Opposition bereit, sich Anfang 2014 in Genf zu treffen. Es war die erste direkte Begegnung seit Ausbruch des Bürgerkriegs knapp drei Jahre zuvor.
Der Krieg in Syrien dauert inzwischen seit 12 Jahren an. In Genf fanden ab 2012 unter der Leitung der Uno zig Verhandlungsrunden für einen Frieden statt. Die meisten verliefen im Sande. Zu einem Durchbruch kam es 2013, als sich der damalige US-Aussenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege Sergei Lawrow auf ein Abkommen zur Vernichtung von Chemiewaffen in Syrien einigten. Als die Einigung gefunden war, soll Kerry mitten in der Nacht einen Spaziergang am Genfersee unternommen haben, wurde anschliessend berichtet.
Atom-Deal mit kurzer Halbwertszeit
Mit einem Hupkonzert auf Teherans Strassen feierten Iranerinnen und Iraner 2015 den Verhandlungserfolg. Knapp 4000 Kilometer westlich, im Fünf-Stern-Hotel Beau-Rivage Palace in Lausanne, hatten sich wenige Stunden zuvor die Unterhändler auf ein Atomabkommen geeinigt – nach jahrelangem Ringen und zahlreichen Verhandlungen, die teilweise die ganze Nacht dauerten. Am Verhandlungstisch sassen nebst dem Iran die USA, Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, China und Russland.
Kern der Vereinbarung war, dass der Iran seine Nuklear-Aktivitäten einschränkt, Kontrollen zulässt – und der Westen im Gegenzug einen Teil der Sanktionen aufhebt. Das Abkommen wurde schliesslich einige Monate später in einer letzten Verhandlungsrunde in Wien unterzeichnet.
Heute, knapp zehn Jahre später, ist der Atom-Deal faktisch Makulatur. Die USA hatten unter Präsident Donald Trump 2018 den Ausstieg angekündigt, woraufhin sich 2020 auch der Iran offiziell zurückzog.
Armenien
Auch in Zürich wurde schon diplomatische Geschichte geschrieben. Im Oktober 2009 trafen sich die Aussenminister der Türkei und von Armenien in der Aula der Uni Zürich, um ein Abkommen zur Normalisierung ihrer Beziehungen zu unterzeichnen. Vermittelt hatte das Aussendepartement.
An der Zeremonie nahmen unter anderem auch die damalige US-Aussenministerin Hillary Clinton und der russische Aussenminister Sergei Lawrow teil. Allerdings war die Freude von kurzer Dauer. Armenien weigerte sich kurze Zeit später, das Abkommen zu ratifizieren.