Unter sieben Bewerberinnen und 40 Bewerbern hat sich der derzeitige Botschafter im Iran, der 55-jährige Christian Dussey, als geeignetste Person erwiesen. Die Vorsteherin des Verteidigungsdepartements (VBS), Viola Amherd (59), hat den Diplomaten deshalb dem Gesamtbundesrat diesen Mittwoch zur Wahl vorgeschlagen. Und die Landesregierung hat ihn darauf zum Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) gemacht.
Eigentlich wollte die Mitte-Bundesrätin Dussey am Mittwochnachmittag der Öffentlichkeit vorstellen. Doch die Magistratin hatte schon am Morgen leichte Grippesymptome verspürt, die sich im Lauf des Tages verschlimmerten, sodass sie auf die geplante Medienkonferenz verzichten musste. Den Nachfolger von Jean-Philipp Gaudin, von dem sich Amherd getrennt hatte, konnte sie so nicht persönlich vorstellen.
Ehemaliger Think-Tank-Chef
Damit hatte Dussey die lange Anreise umsonst gemacht. Der Diplomat ist nämlich seit diesem Frühling Botschafter in Teheran. Vor seiner Zeit im Iran war Dussey Direktor des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik (GCSP).
Der Karrierediplomat hat in Freiburg Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Internationale Beziehungen in Washington und Boston studiert. Vor allem war Dussey aber auch während fünf Jahren beim früheren strategischen Nachrichtendienst des VBS tätig, trat dann aber ins Aussendepartement (EDA) ein. Und er amtete als diplomatischer Assistent von SP-Bundespräsidentin Ruth Dreifuss (81).
Gerüchte dementiert
Mit seinem bisherigen Leistungsausweis und der langjährigen Erfahrung in der Verwaltung und im diplomatischen Dienst erfülle Christian Dussey das Anforderungsprofil als NDB-Direktor vollumfänglich, schreibt das VBS. Insbesondere verfüge er über operative und strategische Führungserfahrung, sei bestens vertraut mit den Abläufen in der Politik und er sei ein profunder Kenner des nationalen Nachrichtendienstes sowie der internationalen Dienste.
Anders als eine Zeitung berichtet hatte, habe der Findungsprozess zügig vorangetrieben werden können, heisst es aus dem VBS. Eigentlich sei damit gerechnet worden, erst Ende Jahr eine Kandidatin oder einen Kandidaten für die NDB-Spitze zu finden. Und anders als kolportiert soll beispielsweise Pälvi Pulli, die Chefin Sicherheitspolitik im VBS, nicht für den Posten angefragt worden sein.
Rasch habe sich abgezeichnet, dass Dussey in der Gruppe von fast 50 Interessenten für den Chefposten die beste Wahl sei.