Vizepräsident des Apothekerverbands Pharmasuisse schlägt Alarm
Der Schweiz gehen die Medikamente aus

Wichtige Medikamente fehlen in der Schweiz. Bei jedem dritten geläufigen Medikament kommt es mittlerweile zu Engpässen. Wöchentlich wird die Liste länger.
Publiziert: 20.10.2023 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2023 um 09:05 Uhr
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In der Schweiz fehlen Medikamente.
Foto: Keystone

Der Schweiz gehen die Medikamente aus. Aktuell weist die Website drugshortage.ch 948 Lieferengpässe für Medikamente für die Schweiz aus, wie die Zeitungen von CH Media schreibt. Heisst: Bei bald jedem dritten geläufigen Medikament kommt es zu Engpässen.

Besonders prekär: Wöchentlich wird die Liste länger. Sie umfasse Beruhigungs- und Schlafmittel, Antibiotika, Schmerzmittel, Diabetesmedikamente sowie Blutdrucksenker.

Schweiz hat keine offizielle Stelle

Das Problem: In der Schweiz gibt es keine offizielle Stelle, die mögliche Engpässe voraussieht und aufkommende Engpässe angehen könnte. Die einzige Person in der Schweiz, die über eine umfassende Übersicht über die Medikamentensituation verfügt, ist Enea Martinelli (58).

Er ist Chefapotheker des Spitals Interlaken und Vizepräsident des Apothekerverbands Pharmasuisse. Martinelli zählt die Liefer-und Versorgungsengpässe seit acht Jahren und betreibt die Website. Dass die Mängelliste privat betrieben werden müsse, sei ein Armutszeugnis für die Schweiz, sagt er CH Media.

Doch einfache Lösungen gebe es nicht. Martinelli verlangt deshalb vom Bund, die Engpässe endlich als Problem anzuerkennen. Dazu gehöre etwa, dass die Schweiz eine eigene Beurteilung der Versorgungslage mache. Zwar führt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) eine eigene Liste. Nur: Diese ist nur beschränkt aussagekräftig, weil darauf Medikamente nur selektiv gelistet werden.

Taskforce des Bundes am Werk

Es bestehen mehrere Gründe für die Knappheit, doch oft sind sie wirtschaftlicher Natur. Beispielsweise kann es sein, dass es sich nur noch für wenige Hersteller lohnt, einen Wirkstoff zu produzieren. Fallen diese weg, kracht die ganze Lieferkette zusammen. Die Produktion von Medikamenten, deren Patent abgelaufen ist, rechnet sich für Pharmafirmen oft finanziell nicht mehr.

Der Bund hat Anfang Jahr eine Taskforce ins Leben gerufen, die einige Sofortmassnahmen aufgegleist hat. Auch weitere Massnahmen prüfen die Behörden. Bis wirklich etwas geht, dauert es aber: Erst im Frühling nächsten Jahres soll ein Bericht vorliegen, der dem Bundesrat aufzeigt, was getan werden könnte. (oco)

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