Hustensaft ist ausverkauft, Ibuprofen ebenso – in der Schweiz herrscht seit Monaten ein massiver Medikamentenmangel. Dabei fehlen nicht nur überlebenswichtige, sondern zeitweise auch ganz alltägliche Medikamente.
Und erstmals sind nicht nur die Spitäler betroffen, sondern auch Ärzte und Apotheken. Experten schlagen schon länger Alarm, nun stuft sogar der Bund die Situation als problematisch ein. Er hat deshalb als kurzfristige Massnahme eine Taskforce ins Leben gerufen.
Lieferengpässe und Preiskampf
Die Gründe für den Engpass sind vielfältiger Natur: Die Corona-Pandemie hat zu erhöhter Nachfrage nach Medikamenten und gleichzeitig zu Produktionsengpässen bei den Wirkstoffen geführt. Denn viele Wirkstoffe werden aus Kostengründen in Asien produziert, vor allem in China. Und wenn dort zwei Jahre Lockdown herrschen, merkt man das in Europas Apotheken.
Zudem fehlen vor allem Generika, also Nachahmerprodukte. Bei den Originalpräparaten «sind die Lieferketten stabil», betonte Roche-CEO Severin Schwan (55) am Donnerstag bei der Präsentation des Jahresergebnisses. Doch bei den Generika «herrscht ein enormer Preiskampf», so Schwan. Gerade europäische Regierungen pochten auf tiefe Preise, um die steigenden Gesundheitskosten in den Griff zu kriegen. Das führe zu einer Konzentration auf wenige Produzenten, von denen man dann abhängig sei.
Initiative soll Schweizer Pharma stärken
Diese Abhängigkeit von ausländischen Herstellern will nun eine breite Allianz aus Pharmabranche, Apotheker- und Ärzteschaft und weiteren Akteuren beenden. Mit der Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» soll die Herstellung von Medikamenten und medizinischem Material in der Schweiz gestärkt werden.
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Dies mit drei Instrumenten: Die Zuständigkeit für die medizinische Versorgungssicherheit soll künftig beim Bund liegen statt wie bisher bei den Kantonen, der Forschungs- und Produktionsstandort Schweiz soll gestärkt und sichere Lieferwege sollen etabliert werden.
Engpass wird noch anhalten
Der genaue Initiativtext liegt derzeit noch zur Vorprüfung bei der Bundeskanzlei, doch bald soll der Startschuss fallen, sagt Salvatore Volante von der Interessengemeinschaft Pharma-KMU. «Wir gehen davon aus, dass wir mit der Unterschriftensammlung im März beginnen können.»
Schnell wird aber auch dann nicht gehen, die Medikamentenknappheit wird bleiben. «In den nächsten ein bis zwei Jahren müssen wir ab und zu mit einem Lieferengpass rechnen», prognostiziert beispielsweise Lorenz Schmid vom Zürcher Apothekerverband.