Ende November fragte Blick: «Neue Virusvariante hält die Welt in Atem: Wie gefährlich ist Omikron?» Etwas mehr als zwei Monate später kann man die Antwort geben: Zum Glück nicht so gefährlich wie befürchtet. Zwar haben sich in der gesamten Corona-Pandemie noch nie so viele Menschen mit dem Virus infiziert wie in den letzten Wochen – aber die Variante ist deutlich ungefährlicher. Weder müssen besonders viele Erkrankte ins Spital eingeliefert werden, noch sind die Todesfälle in die Höhe geschnellt.
In der Tat hat sich die Sterberate mit Omikron jener der Grippe angenähert, wie Experten gegenüber Radio SRF sagen. Die Sterblichkeit bei Omikron liegt in der Schweiz derzeit bei 0,04 Prozent. Das heisst: Von 10'000 Infizierten sterben vier Personen. Bei einer typischen Grippe sind es ähnliche Dimensionen.
«Beträchtliche Ähnlichkeiten»
Wissenschaftler gehen sogar so weit, Omikron und Grippe miteinander zu vergleichen. «Die Ähnlichkeiten zwischen Grippe- und Coronavirus sind beträchtlich», sagt etwa Biostatistiker Richard Neher von der Universität Basel. Er nennt zum einen die Tatsache, dass beide Krankheiten in sogenannten Winterwellen auftreten und dann vor allem chronisch Kranken und Älteren gefährlich werden kann. Zum anderen die Immunflucht durch immer neue Varianten, die zu immer neuen Auffrischimpfungen führen.
Was man nicht vergessen darf: In früheren Wellen lag die Corona-Sterblichkeitsrate mit Corona mit etwa zwei Prozent wesentlich höher. Und auch die Impfungen und die mittlerweile hohe Immunität der Bevölkerung tragen dazu bei, dass Omikron vergleichsweise harmlos ist.
Noch ist Omikron unberechenbarer
Das ist wiederum eine Parallele zur Grippe: Auch gegen diese bauen wir im Verlauf unseres Lebens eine gewisse Immunität auf. Wie lange diese bei Corona hält, ist hingegen unklar – auch, weil eine Infektion mit Omikron nicht gut gegen eine Infektion mit einer anderen Variante schützt, wie der deutsche Virologe Christian Drosten sagt.
Gesundheitsminister Alain Berset (49) griff schon Mitte Januar zum Grippe-Corona-Vergleich – allerdings löste er damit bei Experten noch Irritation aus.
Neher warnt denn auch davor, es sich nun zu einfach zu machen. Noch sei Corona gefährlicher als eine typische Grippe, «vor allem, weil das Virus recht unberechenbar ist»: Mutationen könnten schnell zu neuen Varianten führen, die sich rasend verbreiten. Zudem: Während die Grippe kaum Langzeitbeschwerden hervorruft, leiden von 100 Corona-Erkrankten noch 16 auch nach einem Jahr unter teils schweren Beschwerden. Das sagte der Zürcher Forscher Milo Puhan am Dienstag. Wie problematisch Long Covid noch wird, weiss heute keiner. (sf)